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Wirtschaft: Telekom: Die Aktiengesellschaft verkauft das TV-Kabelnetz

Die Deutsche Telekom trennt sich von ihrem Kabel-TV-Geschäft. Nach monatelangen Verhandlungen wird der Konzern sechs der ingesamt neun regionalen Kabel-TV-Gesellschaften zu 100 Prozent an die Liberty Media Corporation verkaufen.

Die Deutsche Telekom trennt sich von ihrem Kabel-TV-Geschäft. Nach monatelangen Verhandlungen wird der Konzern sechs der ingesamt neun regionalen Kabel-TV-Gesellschaften zu 100 Prozent an die Liberty Media Corporation verkaufen. Die Vorstände beider Unternehmen hätten einem entsprechenden Eckpunktevertrag zugestimmt, teilte die Telekom am Donnerstag in Bonn mit. Der endgültige Vertrag solle noch im Juli unterzeichnet werden. Die Aufsichtsgremien müssen noch zustimmen. Die Börse reagierte positiv auf die Nachricht. Die T-Aktie legte bis zum Nachmittag um 4,24 Prozent auf 25,30 Euro zu.

Von Liberty Media werden die Kabel-TV-Regionen Hamburg/Schleswig-Holstein/Mecklenburg-Vorpommern, Bremen/Niedersachsen, Rheinland-Pfalz/Saarland, Berlin/Brandenburg, Sachsen/Sachsen-Anhalt/Thüringen und Bayern erworben. In den sechs Regionen sind nach Angaben der Telekom mehr als zehn Millionen Haushalte an das Kabel angeschlossen. Rund 2800 Mitarbeiter sind in den Gesellschaften beschäftigt. Ebenso übernimmt Liberty die auf diese Regionen entfallenden Aktivitäten der Deutschen Telekom Kabel-Services GmbH (DeTeKS) und die Media Services GmbH (MSG).

Den Kaufpreis nannte die Telekom nicht. Beobachter schätzen ihn auf etwa 5,5 Milliarden Euro. Analysten bezeichneten das vor dem Hintergrund eines branchenweiten Preisverfalls als gut. "Die Telekom hat lange gepokert", sagt Ralf Hallmann, Analyst der Bankgesellschaft Berlin. "Es hat sich gelohnt." Den Erlös aus dem Verkauf kann die Telekom zur Tilgung ihrer Schulden in Höhe von rund 56,8 Milliarden Euro einsetzen.

Überraschend ist, dass die Telekom die Gesellschaften vollständig verkauft und so kein Mitspracherecht beim Ausbau des Kabelnetzes mehr hat. Aufgerüstet mit einem Rückkanal tritt das Kabel nämlich in Konkurrenz zum Festnetz der Telekom. Über das Kabel können zum Beispiel Telefondienste, schnelle Internetzugänge und Wunschfilme auf Abruf angeboten werden. Im vergangenen Jahr hatte die Telekom jeweils 55 Prozent der Regionalnetze in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg an die britische Investmentgesellschaft Callahan verkauft. Das hessische Netz ging zu 65 Prozent an eine Investorengruppe um den britischen Medienunternehmer Gary Klesch und den US-Kabelanbieter NTL. Die übrigen Anteile hält die Telekom noch.

"Wir haben ein attraktives Angebot bekommen und uns auch bisher durchaus flexibel gezeigt", sagte ein Telekom-Sprecher. Das Kabelgeschäft gehöre nicht zum Kerngeschäft der Telekom, daher werde es veräußert. Es werde zwar Angebote in Konkurrenz zum Telekom-Angebot geben, "aber wir bleiben auch nicht stehen. Daher müssen wir die Konkurrenz nicht fürchten".

Analyst Hallmann sieht den vollständigen Verkauf nicht als gravierenden Nachteil. "Die Telekom konzentriert sich bei der Übertragung von Multimediadiensten auf das mit DSL-Technik aufgerüstete Festnetz." Zur Zeit sei das Festnetz die größte Umsatzstütze des Konzerns. Damit es profitabel bleibe, müsse es zum Hochgeschwindigkeitsnetz ausgebaut werden, um höher wertige Dienste anbieten zu können. Die Aufrüstung erfordere dabei wesentlich geringere Investitionen als im Kabelnetz.

vis

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