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Wirtschaft: Telekom-Manager Brauner tritt zurück

Der T-Com-Chef zieht Konsequenz aus dem Maut-Debakel

Berlin (vis). Der Chef der TelekomFestnetzsparte T-Com, Josef Brauner, hat am Donnerstag überraschend seinen Rücktritt erklärt. Da sein Name untrennbar „mit der Angelegenheit Maut/Toll Collect“ verbunden sei, habe sich Brauner entschlossen, sein Amt als Vorstand T-Com der Deutschen Telekom zum 30. April 2004 niederzulegen, teilte die Telekom mit. Einen Nachfolger für Brauner nannte die Telekom nicht. Zunächst sollen Konzern-Chef Kai-Uwe Ricke T-Com- Deutschland und Telekom-Finanzchef Karl- Gerhard Eick die T-Com-Ausland kommissarisch führen. Das Geschäftsfeld Toll-Collect werde von Konrad Reiss verantwortet, teilte die Telekom mit. Reiss ist Telekom-Vorstand für die Sparte T-Systems und seit einer Woche Chef des Gesellschafterausschusses beim Mautbetreiber Toll Collect.

Über einen Rücktritt Brauners war schon länger spekuliert worden. Brauner war der Vertreter der Telekom im Konsortium der Mautbetreibergesellschaft und hatte daher das Mautdebakel mit zu verantworten. Überraschend ist jedoch der Zeitpunkt des Rücktritts. Vor einer Woche hatte die Telekom die Geschäftsführung von Toll Collect umgebildet und inzwischen scheinen die technischen Probleme überwunden.

Der letzte Vertraute Ron Sommers

So kann man spekulieren, dass das Thema Maut nur einer von mehreren Gründen gewesen sein könnte, die Brauner zu diesem Schritt bewogen haben. Der 53-Jährige war langjähriger Wegbegleiter des ehemaligen Telekom-Chefs Ron Sommer – „der letzte Sommer-Vertraute im Vorstand“, wie ein Beobachter sagt. Die Festnetzsparte, die Brauner führte, ist mit Abstand der wichtigste Umsatz- und Ergebnislieferant der Telekom. Gleichzeitig steht die Sparte unter enormem Wettbewerbsdruck. Brauner gelang es zuletzt das Festnetzgeschäft zu stabilisieren. Doch Druck auf das Geschäft gibt es nicht nur von externen Wettbewerbern – den gibt es auch innerhalb der Telekom: T-Systems zum Beispiel kümmert sich um die Großkunden des Konzerns, auch T-Mobile konkurriert mit T-Com um Kunden. Konkurrenz gibt es zudem mit T-Online, um die Frage, wer im Konzern das Geschäft mit den schnellen Internetanschlüssen (DSL) macht.

So gibt es auch Stimmen aus dem Kreis der Wettbewerber, die behaupten, dass es auch Kollegen im Vorstand waren, die Brauner zum Rückzug gedrängt haben – nicht nur wegen des Mautdebakels. Bei seinem Amtsantritt Ende 2002 hatte Ricke den vier Sparten zunächst mehr Selbstständigkeit gegeben. Zuletzt hatte er aber wieder die Synergiepotenziale, die der Konzern biete, betont. Brauner habe es im Umgang mit Wettbewerbern immer auf Konfrontation angelegt, heißt es aus den Kreisen der Konkurrenz. Konzernchef Ricke sei dagegen wettbewerbsfreundlicher eingestellt gewesen.

Brauners Vertrag läuft erst 2008 aus. Er soll dem Konzern vorerst als Berater zur Verfügung stehen, hieß es am Donnerstag. Einen Nachfolger gibt es offiziell noch nicht. Möglich ist, dass er aus dem Telekom- Vorstand kommt. Ein Kandidat könnte T-Online-Chef Thomas Holtrop sein. In Branchenkreisen wird auch Achim Berg, Marketing und Vertriebschef von T-Com, genannt.

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