zum Hauptinhalt

Telekom: "Streik nicht mehr abzuwenden"

Die Deutsche Telekom steuert auf die größte Auseinandersetzung seit der Privatisierung im Jahr 1995 zu. Das letzte Angebot schlug Verdi als inakzeptabel aus und ein neuer Termin für weitere Gespräche wurde nicht vereinbart.

Mayschoß - Die zähen Verhandlungen zwischen dem Bonner Unternehmen und Verdi über die geplante Auslagerung von rund 50.000 Stellen sind festgefahren. Die Gewerkschaft lehnte ein nachgebessertes Angebot der Konzernführung ab und kündigte eine Ausweitung der Protestaktionen an. Er sehe wenig Chancen für eine Einigung, sagte Verdi-Verhandlungsführer Lothar Schröder nach dem Abbruch der fünften Verhandlungsrunde. "Inhaltlich sind wir weit von einer Verständigung entfernt." Nun stehen die Zeichen auf Sturm. "Ein Streik ist definitiv nicht mehr abzuwenden", so Schröder. Telekom-Personalvorstand Karl-Gerhard Eick beteuerte, das Angebot des Konzerns werde bis zum 2. Mai aufrechterhalten.

Am Freitag kommender Woche soll die Große Tarifkommission von Verdi über eine Urabstimmung entscheiden, die einen konzernweiten Arbeitskampf nach sich ziehen könnte. Auch die fünfte Verhandlungsrunde wurde von bundesweiten Warnstreiks begleitet, an denen sich laut Gewerkschaft rund 11.000 Mitarbeiter beteiligten. In Berlin und Brandenburg verliehen mehrere hunderte Beschäftigte der Telekom ihrem Ärger Ausdruck. In Frankfurt (Oder) protestierten rund 250 Telekom-Mitarbeiter zweier Niederlassungen. In der Region sind 5200 Stellen von der geplanten Auslagerung betroffen. Auch in Berlin-Tegel demonstrierten die Beschäftigte von zwei Standorten, indem sie ihre Arbeit niederlegten.

Eick kündigte an, dass die Telekom gegen die Protestaktionen juristische Mittel prüfen werde. Einknicken will das Unternehmen nicht: "Wenn der Streik sein muss, dann muss er sein", sagte Eick. Die Telekom kann den Konzernumbau auch ohne die Zustimmung von Verdi im Alleingang umsetzten.

Mehr Arbeit, weniger Geld

Das Unternehmen will die betroffenen Mitarbeiter in drei Gesellschaften unter dem Dachnamen T-Service auslagern und damit seine Kosten senken. Eick, der den Posten des Personalvorstands kommissarisch ausübt, bekräftigte, dass T-Service wie geplant zum 1. Juli gegründet wird. Die Beschäftigten sollen laut dem nachgebesserten Angebot neun Prozent weniger Lohn erhalten und mindesten 38 Stunden in der Woche arbeiten. Die Absenkung der Löhne soll stufenweise über die kommenden 30 Monate geschehen. Im Gegenzug will das Unternehmen den Kündigungsschutz bis Ende 2011 verlängern.

Die Rettung könnte nun nur noch eine neue, sechste Verhandlungsrunde bringen. Doch die ist nicht in Sicht. Ein neuer Termin sei nicht angesetzt, sagte Schröder. Mit dem Protest will er der Telekom weitere Zugeständnisse entlocken. Denn klar ist, nur gemeinsam können Management und Verdi die Telekom auf den Wachstumspfad zurückführen.

Die Telekom steht vor allem auf ihrem Heimatmarkt massiv unter Druck. So kündigten im vergangenen Jahr zwei Millionen Kunden ihren Festnetzanschluss bei der Telekom. Der Marktführer musste daher im Januar zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr senken.

Obermann: Zerschlagung nicht ausgeschlossen

Die Telekom spürt den heißen Atem des Kapitalmarkts schön länger, zwei Gewinnwarnungen haben das Vertrauen erschüttert. Die Anleger verzweifeln angesichts der schwachen Aktienentwicklung. Hinter verschlossenen Türen werden bereits Zerschlagungspläne gehegt. Obermann kennt diese und hält eine Übernahme des deutschen Vorzeigekonzerns für möglich. "Ich halte es nicht für ausgeschlossen, Gegenstand von Übernahmeszenarien zu werden, wenn es uns nicht gelingt, in den nächsten Jahren die Unternehmensbewertung zu steigern." Dazu braucht er die Einsparungen, die mit T-Service erzielt werden sollen. (tso/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false