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Telekom: Verdi lässt Telekom-Ultimatum verstreichen

Der Konflikt um den Umbau der Telekom eskaliert: Verdi hat die Frist für das Tarifangebot verstreichen lassen und plant neben Protesten auf der morgigen Hauptversammlung einen handfesten Streik.

Bonn - Die Gewerkschaft Verdi lehnte ein bis Mittwoch zwölf Uhr befristetes Tarifangebot ab und kündigte eine Ausweitung der Warnstreiks an. Der Konzern will nun die Auslagerung von rund 50.000 Mitarbeitern in drei Gesellschaften unter dem Dachnamen T-Service im Alleingang vorantreiben. "Wir bereiten uns auf die weitere Umsetzung in Sachen T-Service vor", sagte ein Telekom-Sprecher.

Dennoch zeigte sich der Bonner Riese offen für Gespräche mit Verdi. Der kommissarische Personalvorstand Karl-Gerhard Eick hatte in den vergangenen Wochen stets betont, dass er in der Frage des Stellenumbaus eine gemeinsame Lösung mit der Gewerkschaft bevorzuge. In fünf Verhandlungsrunden hatten die Tarifparteien keine Einigung erzielt und die Gespräche in der vergangenen Woche abgebrochen. Einen neuen Verhandlungstermin gibt es nicht.

Verdi fordert einen tariflichen Auslagerungsschutz für die betroffenen Mitarbeiter, die in den neuen Gesellschaften für weniger Geld länger arbeiten sollen. Die Telekom hatte zuletzt angeboten, die Gehälter stufenweise um neun Prozent zu senken und die Arbeitszeit um vier Stunden auf 38 Stunden pro Woche zu verlängern. Dafür versprach das Unternehmen unter anderem Neueinstellungen sowie einen Kündigungsschutz und ein Verkaufsverbot für neue Service-Betriebe bis Ende 2010.

Verdi will Freitag über Urabstimmung entscheiden

Verdi lehnte die Offerte ab. Die große Tarifkommission der Gewerkschaft will an diesem Freitag in Köln über eine Urabstimmung entscheiden. Schon in der kommenden Woche sollen dann die Telekom-Beschäftigten das letzte Wort haben und den Streik beschließen. Der Arbeitskampf wäre der größte seit Privatisierung des Unternehmens vor 12 Jahren.

Mit dem Konzernumbau will Vorstandschef René Obermann die Kosten senken. Verdi befürchtet indes eine Aushöhlung der Tariflandschaft. Am vergangenen Wochenende hatten sich bei einer Telefonkonferenz die knapp 60 Mitglieder der Kommission bereits gegen das Angebot und für einen Streik ausgesprochen.

Telekom: Notfalls Alleingang

Eick hatte in der Vergangenheit mehrfach gesagt, den neuen Bereich T-Service auch ohne Zustimmung von Verdi zu gründen. Die drei Gesellschaften unter dem Dachnamen T-Service sollen zum 1. Juli starten. Zudem kündigte er eine juristische Prüfung möglicher Streiks bei der Telekom an.

Um den Druck auf die Konzernführung zu erhöhen, will Verdi die Warnstreiks ausweiten. Bundesweit würden am Donnerstag - dem Tag der Hauptversammlung - rund 15.000 Telekom-Mitarbeiter gegen den Konzernumbau protestieren, sagte ein Verdi-Sprecher. "In der Halle werden wir mit etwa 1000 Belegschaftsaktionären vertreten sein", sagte ein Verdi-Sprecher. Zudem würden vor dem Veranstaltungsort Köln-Arena Flugblätter an die Aktionäre verteilt.

Auf der Hauptversammlung will Obermann für seine Strategie werben. So plant der Konzernchef, mit dem Kauf neuer Mobilfunkbeteiligungen im Ausland das Wachstum der Telekom abzusichern. Im Fokus steht vor allem aber das Deutschland-Geschäft, wo der Konzern unter hohem Wettbewerbsdruck steht. Im vergangenen Jahr hatten die Bonner mehr als 2 Millionen Kunden an die Konkurrenten verloren. (tso/dpa)

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