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Wirtschaft: Telekom-Vorstand übt Verzicht

Berlin (vis). Der Vorstand der Deutschen Telekom hat auf den dramatischen Kurssturz der T-Aktie und die wachsende Kritik der Kleinaktionäre am Gehaltszuwachs in der Unternehmensführung reagiert: Die Topmanager wollen in diesem Jahr auf neue Aktienoptionen und damit auf Gehalt verzichten.

Berlin (vis). Der Vorstand der Deutschen Telekom hat auf den dramatischen Kurssturz der T-Aktie und die wachsende Kritik der Kleinaktionäre am Gehaltszuwachs in der Unternehmensführung reagiert: Die Topmanager wollen in diesem Jahr auf neue Aktienoptionen und damit auf Gehalt verzichten. Während die Aktienoptionen für die acht Mitglieder des Vorstands ganz gestrichen werden, sollen die übrigen 3000 Teilnehmer des Programms nur 50 Prozent des Volumens aus dem Vorjahr erhalten, teilte der Konzern in Bonn mit. Endgültig entscheiden muss jedoch der Aufsichtsrat des Unternehmens. Aktionärsschützer begrüßten die Entscheidung der Konzernspitze.

Noch auf der Hauptversammlung im Mai hatten die Anteilseigner den Vorstand heftig kritisiert. Während die Aktionäre durch die katastrophale Entwicklung der T-Aktie viel Geld verloren haben, wuchsen die Bezüge der Vorstände im Jahr 2001 um knapp 90 Prozent auf 17,4 Millionen Euro. Darin ist ein möglicher Erlös aus dem Einlösen von Aktienoptionen noch nicht enthalten.

Aktienoptionen sind ein zusätzlicher Einkommensbestandteil für Führungskräfte und häufig ein Streitpunkt zwischen Aktionären und Managern. Der Sinn solcher Programme ist es, das Gehalt eines Managers an den Erfolg des Unternehmens zu knüpfen, der sich – im Prinzip jedenfalls – am Börsenkurs des Unternehmens ablesen lässt. Der Vorteil für die Aktionäre: Die Manager achten aus eigenem Interesse auf eine positive Entwicklung des Börsenkurses. Da auch im Ausland – vor allem in den USA – Aktienoptionen (Stockoptions) ein wichtiger Bestandteil des Gehalts von Top-Managern sind, wurden Aktienoptionsprogramme 1998 auch in Deutschland eingeführt. Die Manager können dabei Aktien des eigenen Unternehmens zu besonderen Konditionen erwerben.

Die Deutsche Telekom hat im Jahr 2000 erstmals ein Aktienoptionsprogramm aufgelegt. 3000 Führungskräfte und Spezialisten erhielten die Option, nach einer Wartezeit von zwei Jahren T-Aktien zu einem Preis von 62,69 Euro zu erwerben. Damals stand das Papier – von seinem Höchststand bei 104 Euro kommend – bei 60,40 Euro. Die Ausübung der Option ist an zwei Bedingungen geknüpft: Der Kurs der T-Aktie muss einen Monat lang mehr als 20 Prozent über dem Ausübungspreis liegen. Und er muss sich besser entwickeln als andere europäische Aktien im Index Euro Stoxx 50. Das seien keine ehrgeizigen Erfolgsziele, kritisiert Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Trotzdem: Von beiden Zielen ist die Aktie aktuell weit entfernt, die Optionen damit derzeit wertlos. Allerdings können sie noch bis Juli 2005 ausgeübt werden.

Im vergangenen Jahr wurde das Programm verändert: Die T-Aktie muss nur noch 20 Prozent über dem Ausübungspreis von nun 30 Euro liegen, der Index-Vergleich wurde gestrichen. Die Option kann bis zum 12. August 2011 ausgeübt werden. Zwar hat das Aktienoptionsprogramm die Deutsche Telekom noch keine einzige Aktie gekostet. Das liegt aber an dem enttäuschenden Kurs, der knapp über zehn Euro liegt. Das kann die wütenden Aktionäre also nicht trösten.

„Der Aufsichtsrat hat auf der Hauptversammlung sehr genau zugehört“, heißt es aus Kreisen des Gremiums. Auch DSW-Vertreter Hocker, der die Entscheidung, auf Aktienoptionen zu verzichten, begrüßt, glaubt nicht an eine freiwillige Aktion des Vorstands. „Da hat es sicher Druck vom Aufsichtsrat gegeben.“ Das jedoch bestreitet der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Dietrich Winkhaus. Positiv reagierte auch Finanzminister Hans Eichel (SPD). Der Vorstand habe in der derzeitigen Situation eine weise Entscheidung getroffen, sagte er. Eichel fügte hinzu, dass die Position von Vorstandschef Ron Sommer nicht zur Disposition stehe.

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