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Obermann

© dpa

Telekom: "Wieder nur Luftblasen"

Konzernchef René Obermann kann die Besucher der Hauptversammlung trotz guter Nachrichten nicht mitreißen. Dabei konnte der Telekom-Boss den Aktionären einen Erfolg verkünden.

Köln - Eine ungewöhnliche Hauptversammlung für die Deutsche Telekom: An diesem Donnerstag herrscht so etwas wie Ratlosigkeit in der riesigen Kölnarena. Die Strategie, die Konzernchef René Obermann den Aktionären vorstellt, sei so „wischi-waschi, wie die Kritiker es Ihnen vorwerfen“, beklagt der Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, Lars Labryga. Und während es in der Vergangenheit auf den Aktionärstreffen immer wieder heftige Auseinandersetzungen gab, herrscht heute Desinteresse. Die Vertreter der großen Fondsgesellschaften Union Investment oder DSW verzichten gleich ganz auf einen Auftritt vor den Aktionären.

Dabei hat René Obermann noch Glück. Er kann an diesem Tag einen Erfolg verkünden. Intensiv haben die Vertreter des Unternehmens in den vergangenen Wochen daran gearbeitet, die Verhandlungen über die Übernahme von knapp 20 Prozent an der griechischen Telekommunikationsgesellschaft OTE noch vor der Aktionärsversammlung abzuschließen. „Wir haben einen starken Partner in Südosteuropa gefunden“, berichtet Obermann den Aktionären gleich zu Beginn. 25 Millionen neue Kunden kann die Telekom nun in Süd- und Osteuropa verzeichnen. Auf 25 Prozent plus eine Aktie will die Telekom ihren Anteil an OTE ausbauen und dafür insgesamt 3,2 Milliarden Euro ausgeben. „Dies ist ein wichtiger Schritt für das Wachstum unseres Unternehmens im Ausland“, sagt Obermann. Auch durch seine sachliche Ansprache macht er es den Aktionären schwer, diese Nachricht mit Begeisterung aufzunehmen.

Dem schrumpfenden Geschäft im Inland will die Telekom durch Expansion im Ausland begegnen. Das ist ein wesentlicher Teil seiner Strategie, macht Obermann klar. Doch dass die Telekom in den vergangenen zwölf Monaten bereits mehr als elf Milliarden Euro für Zukäufe im Ausland ausgegeben hat, beeindruckt die Aktionäre wenig.

OTE sei keine Braut, die an einer Miss-World-Wahl teilnehmen, geschweige denn gewinnen könne, kritisiert Hans-Richard Schmitz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Der Druck zu zeigen, dass die Telekom zu den Gewinnern und nicht den Verlierern der internationalen Konsolidierung zähle, „wächst täglich“, mahnt Schmitz. Und er spielt an auf die Gerüchte, dass die Telekom Interesse an der Übernahme der amerikanischen Mobilfunkgesellschaft Sprint habe. Damit würde die Telekom im US-Mobilfunkmarkt die Nummer eins. Die Telekom kommentiert solche Gerüchte nicht.

Drei weitere strategische Ziele stellt Obermann neben der Internationalisierung vor: die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit im Inland, die Mobilisierung des Internets und die Neuausrichtung der Geschäftskundensparte.

Doch die strategische Ausrichtung für die Zukunft ist in der Debatte kaum Thema. Schon nach den ersten beiden Rednern verlässt der Großteil der versammelten 6500 Aktionäre den Saal und wendet sich dem Büfett zu. Im Vorjahr waren noch 8600 Aktionäre gekommen. „Ich habe nicht so genau zugehört“, sagt einer auf die Frage, ob er denn die Strategie des Konzernchefs überzeugend finde. „Jedes Jahr die gleiche Vorstellung von Luftblasen“, beklagt Harald N., ein Aktionär der ersten Stunde. Der 66-jährige Ingenieur ist aus Wuppertal angereist. „Ich habe noch nie erlebt, dass die Dinge so eingetreten sind, wie sie angekündigt wurden.“ Immer wieder würden viele neue technische Dinge vorgestellt, die aber durch den Service nicht begleitet würden. „Ach das ist doch egal“, wirft seine Frau ein. „Es kommt doch auf die Aktie an – und die liegt im Moment unter dem, was wir bezahlt haben.“

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