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Wirtschaft: Telekom will sich die Dividende sparen

Konzernchef Sihler muss die Verschuldung drastisch senken – auch auf Kosten der Aktionäre

Berlin (asi/fo). Dem geplanten drastischen Sparprogramm der Deutschen Telekom soll offenbar die Dividende für die Aktionäre zum Opfer fallen, zumindest teilweise. Da die Telekom auch in diesem Jahr keinen Gewinn macht, würde dieser Plan durchaus Sinn machen. Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) müsste dann allerdings ein weiteres Loch in seiner Kasse stopfen.

Losgetreten hatte die Diskussion um die Dividende der Leiter der Finanzmarktkommunikation der Telekom, Thilo Kusch. Er hatte am Mittwochabend gesagt, zurzeit werde überlegt, ob die Ausschüttung ganz gestrichen oder noch weiter gekürzt werde. Die Pressestelle des Konzerns ruderte am nächsten Tag zurück – allerdings nur halbherzig. Das seien Spekulationen hieß es. Kuschs Aussagen wurden jedoch nicht dementiert.

Helmut Sihler, Interimschef der Telekom, muss die Verschuldung des Konzerns deutlich reduzieren. Mehr als 1,5 Milliarden Euro Dividende bieten sich geradezu für ein Streichprogramm an. Im vergangenen Jahr war die Dividende mangels Gewinn aus den Reserven des Konzerns gezahlt worden.

Schon im März hatte es Ärger um die Dividende der Telekom gegeben. Der Bund hält einschließlich seiner bei der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) geparkten Aktien rund 43 Prozent. Der damalige Chef, Ron Sommer, kürzte angesichts der hohen Verschuldung die Dividende pro Aktie von 62 Cent auf 37 Cent – ohne den Finanzminister zuvor nach seiner Meinung zu fragen. Eichel verlor auf diesem Wege 452 Millionen Euro Einnahmen.

Am Donnerstag wollte sich das Bundesfinanzministerium nicht konkret zum Thema Dividendenkürzung äußern. „Dies ist eine Angelegenheit, die im Aufsichtsrat besprochen wird“, sagte ein Sprecher lediglich. Dass in Berlin keine Begeisterung aufkommt, steht außer Zweifel. Konzernchef Sihler will in drei Wochen einige Ergebnisse seiner Sparüberlegungen bekannt geben. Er werde am 14. November zusammen mit den Eckdaten des Geschäftsverlaufes im dritten Quartal erste Ergebnisse der strategischen Überprüfungen vorlegen, sagte ein TelekomSprecher am Donnerstag in Bonn. Sihler hatte nach seinem Amtsantritt Mitte Juli angekündigt, zum Abbau des hohen Schuldenberges alles auf den Prüfstand zu stellen. Bei der Suche nach Sparmöglichkeiten werde es keine „heiligen Kühe“ geben, kündigte der ehemalige Telekom-Aufsichtsrat und Manager des Waschmittelkonzerns Henkel damals an. Zu den strategischen Überlegungen des Unternehmens lägen bislang weder Zwischenstände noch Beschlüsse vor, hieß es am Donnerstag.

Die Telekom kündigte in den vergangenen Wochen einen beschleunigten Arbeitsplatzabbau an. Bis 2005 sollen rund 50 000 Stellen wegfallen. IR-Sprecher Kusch wies zudem als weitere Maßnahme zum Abbau der hohen Schulden darauf hin, dass die Telekom in den nächsten anderthalb Jahren ihre Beteiligungen an Satelliten und an den Mobilfunkgesellschaften in Asien verkaufen werde.

Nach dem derzeitigen Stand wird es laut Kusch bis 2005 dauern, bis der Konzern wieder Gewinn erwirtschaftet. Mit Blick auf das laufende Jahr erklärte er, der in den ersten sechs Monaten ausgewiesene Verlust von 3,9 Milliarden Euro werde sich „nicht verdoppeln“. Allerdings sei erneut mit einem „erheblichen“ Fehlbetrag zu rechnen. 2001 hatte die Telekom 3,5 Milliarden Euro Verlust gemacht. Der Konzern will seine Nettoschulden bis Ende 2003 von aktuell rund 66 Milliarden Euro auf rund 50 Milliarden Euro reduzieren. Mit den derzeit offiziell bekannt gegebenen Sparmaßnahmen ist aber nur ein Abbau auf 54 bis 57 Milliarden Euro möglich.

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