zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Telekom zahlt Prämien an Streikbrecher

Verdi: 11 000 beteiligten sich am Arbeitskampf

Berlin - Die Deutsche Telekom zahlt Prämien an Mitarbeiter, die sich nicht am Streik beteiligen. Arbeitnehmer, die während eines Streiks arbeiteten, engagierten sich in besonderem Maß für das Unternehmen und seien besonderen psychischen Belastungen ausgesetzt, heißt es in dem Schreiben eines Personalmanagers von der Niederlassung Südwest in Stuttgart, das dem Tagesspiegel vorliegt. „Als Belohnung zahlen wir daher“ jedem anwesenden Arbeitnehmer, „der bisher nicht an Streikmaßnahmen teilgenommen hat“, einen Anreiz von 100 Euro brutto „mit einer der folgenden Bezügerechnungen“, heißt es in dem Schreiben weiter. Wer sich auch künftig nicht an Streikmaßnahmen beteiligt, soll 300 Euro erhalten. „Die Zahlung ist vor oder während des Arbeitskampfes zuzusagen.“ Nach Informationen des Tagesspiegels wird das Schreiben im ganzen Konzern in der Regel an die Niederlassungsleiter geschickt. Offiziell heißt es dazu im Konzern: „Kein Kommentar.“

Am Freitag beteiligten sich nach Angaben der Gewerkschaft Verdi bundesweit rund 11 000 Mitarbeiter an den Streikmaßnahmen, Laut Telekom waren es höchstens 8000. Es ist der erste Arbeitskampf bei der Telekom seit der Privatisierung des Unternehmens vor zwölf Jahren. Die Mitarbeiter wehren sich gegen die geplante Auslagerung von 50 000 Beschäftigten in neue Servicegesellschaften, wo sie länger arbeiten und weniger verdienen sollen.

In Berlin und Brandenburg waren etwa 1500 Mitarbeiter des Bereichs technische Infrastruktur zum Streik aufgerufen. Ein Verdi-Funktionär sagte dem Tagesspiegel, dass sich bis zu 1300 Beschäftigte an dem Streik beteiligt hätten. Als Folge seien keine Kabel verlegt worden, was Terminverzögerungen bei der Einrichtung von Anschlüssen nach sich ziehen könne. Auch an diesem Samstag sind rund 70 Mitarbeiter der Kundenniederlassung der Region zum Streik aufgerufen, das könne zu Verzögerungen bei der telefonischen Annahme von Störungen führen, sagte der Verdi-Funktionär.

„Die Callcenter der Telekom sind schon immer schwer zu erreichen“, sagte Gabriele Francke, Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale Berlin. „Jetzt wird es wahrscheinlich noch länger dauern.“ Als Folge des Streiks werde die Beseitigung von Störungen länger dauern als üblich. Die Verbraucherschützerin geht jedoch davon aus, dass es für Privatkunden „außerordentlich schwer sein wird“ dafür einen Schadenersatz zu erhalten. Der Kunde müsse die Telekom zur Leistung auffordern, ihr eine Frist setzen und sich dabei Minderungsansprüche und die Kündigung vorbehalten, falls das Unternehmen die Leistungen nicht erbringt. Das alles sollte schriftlich erfolgen. „Es wird dem Kunden aber sicher schwerfallen, zum Beispiel höhere Handykosten als Schaden geltend zu machen, wenn er im Festnetz nicht telefonieren kann.“ vis

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false