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BERLIN, aber oho: Tembrink Strickdesign

Die Strickliesel über dem Schaufenster wirkt fast antik in ihren müden Farben. Das darf sie, denn sie hängt dort, seit Maria Tembrink ihr Geschäft in der Suarezstraße eröffnet hat – vor 34 Jahren.

Von Susanne Leimstoll

Die Strickliesel über dem Schaufenster wirkt fast antik in ihren müden Farben. Das darf sie, denn sie hängt dort, seit Maria Tembrink ihr Geschäft in der Suarezstraße eröffnet hat – vor 34 Jahren. Das muss man in Berlin erst mal schaffen. Die heute 66-Jährige bekam das hin mit Mut zum Unkonventionellen. Und zusammen mit Tochter Anna, 39, ebenfalls Designerin, die vor acht Jahren ins Geschäft einstieg und auf Marias modische Masche noch eine neue, freche draufsetzte.

1984 wagte Maria Tembrink die entscheidende Wende: Sie machte aus einem reinen Wolladen ihre Adresse für außergewöhnliche Stickmode. Eigene Modelle hatte sie schon immer entworfen, jetzt startete sie mit ihrer ersten Kollektion – abseits vom Pief- und Müsliimage, das Gestricktem anhing, hin zum aktuellen Trend, zum leichten, luftigen Modell. Das war ganz neu und ist noch heute außergewöhnlich: Strick als Alleskönner, zu jeder Tages- und Jahreszeit. Aus Mischgarnen, Leinen, Viskose, Seide lassen die Tembrinks im Sommer zarte Gespinste weben. Abends geht ihre Maschenmode schick in Schwarz. Im Winter wärmt sie weich mit Overknees, Leggings, kurzen Kleidchen, schmalen Röcken, schmiegsamen Pullis. Mit Bändern, Kragen, Stulpen, Ketten, Tüchern aus Strick lässt sich jedes Stück verändern. Dank moderner Fasern leiert nichts aus, keine Farbe verwäscht. Wer sein Lieblingsstück nach 20 Jahren noch mal haben will, bestellt es einfach nach. Wer einen Prototyp aus dem Laden größer, kleiner, andersfarbig möchte, erhält ihn auf den Leib geschneidert. Fünf Strickerinnen aus Berlin arbeiten für Maria und Anna Tembrink. Die Garne beziehen sie oft aus kleinen, einheimischen Spinnereien. Accessoires kosten ab 29 Euro, Kleider, Röcke, Pullis zwischen 229 und 335 Euro.

Im Geschäft unter der Strickliesel weihnachtet es jetzt: das Schaufenster, ein Vorhang aus 600 Christbaumkugeln. Und der Raum mit all den ausgebreiteten Accessoires und Modellen wirkt, als habe das Modechristkind gerade bestrickend schön beschert.Susanne Leimstoll

Berlin hat gut 160 000 kleine Unternehmen. Jeweils eines davon stellen wir montags bis freitags vor.

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