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Wirtschaft: Tengelmann zieht es in den Osten

Handelsgruppe steigert Umsatz im Geschäftsjahr 2003/04 – nun setzt der Konzern auf schnelle Expansion

Mülheim an der Ruhr Trotz eines schwachen Lebensmittelgeschäfts hat die Handelsgruppe Tengelmann im Geschäftsjahr 2003/04 ihren Umsatz steigern können, Wachstumsbringer waren vor allem die Discountmärkte Plus und Kik. Unterm Strich blieb Deutschlands größte Baumarkt- und siebtgrößte Lebensmittelkette nach eigenen Angaben aber in den roten Zahlen. Der Grund sei vor allem das weiterhin defizitäre Nordamerika-Geschäft.

Zur Tengelmann-Gruppe gehören neben dem Discounter Plus auch die Baumarktkette Obi, der Textildiscounter Kik und die Kaisers’s Supermärkte. Allein in Berlin und dem Berliner Umland gibt es 153 Kaiser’s-Filialen. Mit rund 5500 Beschäftigten in der Region gehört Kaiser’s zu den 15 größten Arbeitgebern in Berlin.

In den kommenden Jahren will die Tengelmann-Gruppe ihren Expansionskurs deutlich beschleunigen. Dazu hat sich das familiengeführte Unternehmen erstmals in seiner 137-jährigen Firmengeschichte eine Kreditlinie über 400 Millionen Euro von den Banken zusichern lassen. „Wir haben die Absicht mehr aufs Gas zu treten“, sagte Mitinhaber und Geschäftsführer Karl-Erivan Haub. Vor allem im europäischen Ausland, wo Tengelmann bereits heute mit Plus und Obi 24 Prozent seines Umsatzes erzielt, will der Firmenchef schneller wachsen. Derzeit errichtet der Konzern Lager in Rumänien und Griechenland, um dort mit der Plus-Kette einzusteigen – in Rumänien als erster Discounter überhaupt.

Branchenexperten wie der Bad Homburger Unternehmensberater Volker Dölle halten den Schritt von Tengelmann für eine richtige Entscheidung. „Die Handelsgruppe hat in den vergangenen Jahren bewiesen, dass sie die passende Kultur besitzt, um im Ausland zu wachsen“, sagt Dölle. Vor allem Osteuropa verspreche, anders als der Einzelhandelsmarkt in Deutschland, gute Wachstumsmöglichkeiten. Schon jetzt beschäftigt Tengelmann 20000 seiner 110000 europäischen Mitarbeiter in Osteuropa. 466 Märkte verteilen sich auf Tschechien, Ungarn, Polen, Slowenien und die Slowakei. Die beiden Obi-Märkte in Moskau seien die profitabelsten der Baumarkt- Tochter, berichtet Haub. Und während das gesamte Deutschlandgeschäft von Tengelmann lediglich um 1,5 Prozent zulegte, wuchs die Gruppe im europäischen Ausland um neun Prozent.

Insgesamt steigerte Tengelmann im Geschäftsjahr 2003/04 (bis 30. April) den Umsatz währungsbereinigt um 4,4 Prozent auf 26,8 Milliarden Euro, davon 17,4 Milliarden Euro in Europa. Damit liegt die Gruppe nahezu wieder auf dem Stand von vor vier Jahren, als sich der Konzern von Standorten mit einem Gesamtumsatz von 3,5 Milliarden Euro trennte. Dennoch läuft das Geschäft nicht reibungslos. Vor allem das Einwegpfand und die Erhöhung der Zigarettenpreise belasteten hier zu Lande den Lebensmittelhandel. Die Kaiser’s- und Tengelmann- Märkte verloren 1,8 Prozent ihres Umsatzes. Der Discounter Plus legte währungsbereinigt in Europa um 2,5 Prozent zu. cs/HB

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