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Terrorwarnung: Luftfahrt in Turbulenzen

Die britischen Terrorwarnungen haben im europäischen Flugverkehr für erhebliche Turbulenzen gesorgt. Die Sperrung des Londoner Flughafens Heathrow sorgte für Chaos.

Frankfurt - Der größte Flughafen des Kontinents in London-Heathrow war bis zum Nachmittag für alle Flüge geschlossen. Die Lufthansa strich sämtliche Flüge dorthin. Auch bei Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft, Air Berlin, blieben viele Maschinen am Boden. Viele internationale Gesellschaften wie die niederländische KLM, Alitalia, die spanische Iberia und Turkish Airlines sagten ebenfalls ihre Flüge ab. British Airways strich alle europäischen und Inlandsflüge von und nach Heathrow. Die britische Polizei hatte mutmaßliche Anschlagspläne gegen Linienflüge zwischen den USA und Großbritannien vereitelt.

Bei der Lufthansa waren von den Flugabsagen bis zum Nachmittag 36 Maschinen mit insgesamt 5000 Passagieren betroffen, wie eine Unternehmenssprecherin in Frankfurt am Main sagte. Am Abend wurde der Flugverkehr von und nach Heathrow dann zum großen Teil wiederaufgenommen. Insgesamt standen 56 Flüge von Lufthansa in Richtung Großbritannien auf dem Flugplan. Die Flüge, die nicht nach Heathrow gingen, wie nach London City, Manchester, Birmingham, Edinburgh und Newcastle fanden weitgehend planmäßig statt.

Verzögerungen durch verschärfte Gepäckbestimmungen

Die Passagiere wurden allerdings vorgewarnt, dass es aufgrund der verschärften Gepäckbestimmungen in Großbritannien zu Verzögerungen kommen könne. An den britischen Flughäfen darf bis auf Weiteres nur noch das Allernötigste wie Papiere, Geldbörse und Medikamente als Handgepäck mit an Bord genommen werden. Alles andere wie Handtaschen, Handys, Notebooks oder iPods muss eingecheckt werden. Darauf müssen sich auch Passagiere aus Deutschland einstellen, die in Großbritannien die Maschine wechseln.

Air Berlin konnte nach eigenen Angaben zwei Flüge von Berlin-Tegel und Düsseldorf nach London-Stansted zunächst nicht starten lassen, auch Flüge innerhalb Großbritanniens mussten gestrichen werden. "Im Laufe des Tages haben wird den Betrieb von dem zwischenzeitlich gesperrten Flughafen Stansted aber wieder aufgenommen", sagte eine Air-Berlin-Sprecherin. Die dort wartenden Maschinen nach Hannover und Nürnberg hätten dann auch Passagiere mitgenommen, die eigentlich nach Berlin oder Düsseldorf wollten. "Wir versuchen, unsere Flüge einigermaßen zeitig 'raus zu bekommen", betonte die Sprecherin.

Verbraucherschützer wiesen darauf hin, dass es bei den Flugstreichungen nach dem Terroralarm für die Betroffenen keinen Anspruch auf Entschädigung gibt. Dies sei "ein klassischer Fall von höherer Gewalt", sagte Eva Klaar von der Verbraucherzentrale Berlin. Die von der EU vorgeschriebenen Entschädigungen von bis zu 600 Euro für verspätete oder gestrichene Flüge griffen in einem solchen Fall nicht. Wer nicht fliegen könne, bekomme jedoch den Preis mit Steuern und Gebühren erstattet, sagte die Verbraucherschützerin. Sie riet jedem Betroffenen, sich mit der Fluggesellschaft oder dem Reiseveranstalter in Verbindung zu setzen.

Aktien der Luftfahrt auf Sinkflug

An der Börse sorgte der Terroralarm in London für schlechte Stimmung. Die Vorstellung, dass die Airlines zusätzlich zu den hohen Kerosinkosten auch noch mehr Geld in die Sicherheit stecken müssen, schickte die Papiere sämtlicher Gesellschaften in den Sinkflug. "Auf mittlere Sicht wird das die Flughafen- und Sicherheitsgebühren in Großbritannien in die Höhe treiben", erklärte BNP Paribas-Analyst Nick van den Brul. Die Situation weckte ungute Erinnerungen an die Zeit nach dem 11. September 2001, als die Luftfahrt in eine ihrer bislang größten Krisen steckte.

Die Aktie der Lufthansa gab in Frankfurt um bis zu 4,85 Prozent nach und notierte gegen 15.00 Uhr bei 14,01 Euro, einem Minus von 4,37 Prozent. Air Berlin verlor sogar bis zu 5,12 Prozent, erholte sich bis zum Nachmittag aber wieder auf 10,12 Euro, ein Verlust von 2,22 Prozent. Der Tourismuskonzern Tui verlor in der Spitze sogar 7,07 Prozent. Für den Abwärtstrend sorgten jedoch auch die schwachen Quartalszahlen des Hannoveraner Konzerns. Die Aktie von British Airways verlor mehr als 6,4 Prozent. (tso/AFP)

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