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Wirtschaft: Testfall Fiat

Die Vorstandschefs bei Fiat wechseln heutzutage so schnell wie einst die italienischen Ministerpräsidenten. Der Verwaltungsrat bestellte vor zehn Tagen seinen dritten Vorstandsvorsitzenden innerhalb von sechs Monaten, während Italiens größter privater Arbeitgeber weiterhin mit einem Restrukturierungsplan ringt, der gleichzeitig zaghaft und doch äußerst strittig erscheint.

Die Vorstandschefs bei Fiat wechseln heutzutage so schnell wie einst die italienischen Ministerpräsidenten. Der Verwaltungsrat bestellte vor zehn Tagen seinen dritten Vorstandsvorsitzenden innerhalb von sechs Monaten, während Italiens größter privater Arbeitgeber weiterhin mit einem Restrukturierungsplan ringt, der gleichzeitig zaghaft und doch äußerst strittig erscheint. Zaghaft, weil die Restrukturierung trotz Verlusten von über einer Milliarde Euro im letzten Jahr nur 8000 Entlassungen vorsieht, bei insgesamt fast 100 000 Mitarbeitern in Italien.

Nicht etwa, dass wir es gern sehen, wenn Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren, das tut niemand. Doch nachdem Fiats einst unerschütterlicher heimischer Marktanteil zurückgeht und die Einnahmen sinken, scheint klar zu sein, dass das Problem nicht allein darin besteht, dass das Unternehmen zwei Prozent zu viel Mitarbeiter hat. Trotzdem haben diese Entlassungen zu landesweiten Streiks in Solidarität mit den FiatBeschäftigten geführt und die Regierung veranlasst, sich einzuschalten und einen Kompromiss auszuhandeln, der für die Betroffenen zusätzliches Geld vorsieht.

Vor zehn Tagen bestritt die Regierung erneut, dass sie bereit sei, einen Anteil an Fiat zu übernehmen. Berlusconi ist jetzt bereits länger Regierungschef als bei seiner ersten Amtszeit und hat einen Fiat-Vorstandschef und viele seiner eigenen Vorgänger an der Spitze der italienischen Politik überlebt. Doch wird er sein angestrebtes Ziel, seine Amtszeit zu Ende zu führen, möglicherweise nicht erreichen, wenn er den italienischen Arbeitsmarkt nicht in den Griff bekommt, wobei er vor allem gegen die Macht der italienischen Gewerkschaften kämpft.

Bisher hat Berlusconi sich damit begnügt, an den Problemen des Arbeitsmarktes nur herumzuflicken. Doch genau wie für Fiat selbst naht für Berlusconi die Stunde der Abrechnung. Er wird vielleicht feststellen, dass sein Schicksal und das des Automobilkonzerns miteinander verknüpft sind. Wenn er Italiens größtem Arbeitgeber dabei helfen kann, die Hindernisse für seine Restrukturierung erfolgreich aus dem Weg zu räumen, könnte er der Wirtschaft Italiens noch die Dynamik bringen, die er versprochen hatte. Wenn Fiat scheitert, könnte Silvio Berlusconi seine Chance zur Reform verloren haben.

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