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Wirtschaft: Thyssen-Krupp muss für Schurkenstaaten büßen

Weil Iran Mehrheitsaktionär war, drohte dem Konzern US-Boykott

Berlin (msh/dr). Die Rückkaufaktion eigener Aktien des Industriekonzerns Thyssen Krupp wird wahrscheinlich ein Einzelfall bleiben. Das Unternehmen hatte am Montag unter dem Druck der amerikanischen Behörden eigene Aktien von der Iran Foreign Investment Holding (IFIC) im Wert von 406 Millionen Euro gekauft, um nicht von öffentlichen Aufträgen in den USA ausgeschlossen zu werden. Die IFIC hält neben Thyssen-Krupp keine weiteren Anteile an deutschen Unternehmen. Auch die iranische Botschaft konnte am Dienstag auf Anfrage keine nennenswerten Beteiligungen benennen.

Hintergrund der Rückkaufaktion ist ein „Allgemeines Militärgesetz“ vom April dieses Jahres, dass unter anderem die Beschaffung von Material für die Streitkräfte regelt. Danach wird ein Unternehmen von Aufträgen des Pentagon ausgeschlossen, wenn ein unliebsamer Staat einen Anteil von mehr als fünf Prozent daran hält. Gemeint sind Staaten, die den internationalen Terrorismus unterstützen. Thyssen-Krupp fürchtete nicht nur den Ausschluss von öffentlichen Aufträgen, sondern auch einen erheblichen Imageschaden, der sich auch auf das private Geschäft ausgewirkt hätte. Nach Ansicht von Analysten wird der Aktienrückkauf den Kurs des Thyssen-Krupp-Papiers über lange Zeit belasten, da die Aktien nach und nach wieder auf den Markt gebracht werden sollen.

Für Krupp war der Iran 1976 der Retter in der Not. Als Berthold Beitz in diesem Jahr den beabsichtigten Verkauf von einem Viertel der Aktien der damaligen Krupp GmbH für rund eine Milliarde D-Mark an den Schah von Persien bekannt gab, war die Krise abgewendet. Zuvor hatte der Konzern Verluste geschrieben. Durch die Fusionen zunächst mit Hoesch und später mit Thyssen sank der Anteil des Iran an der heutigen Thyssen-Krupp AG auf knapp acht Prozent.

Der Iran versuchte in den Siebzigerjahren, das mit Erdöl verdiente Geld in den Industriestaaten anzulegen. 1975 verkaufte die damalige Babcock &Wilcox eine 25-prozentige Beteiligung an den Iran. Nach der 1981 erfolgten Umgruppierung des Konzerns in eine reine Holding trennte sich die iranische Regierung aber 1987 wieder von dem Investment.

1996 hoffte man in Sachsen-Anhalt auf Geld aus Teheran. Den iranischen Firmeneinkäufern wurde unter anderem Interesse am Magdeburger Schwermaschinenbauer Sket und am Dieselmotorenwerk Schoenebeck nachgesagt. Zu den Übernahmen ist es allerdings nie gekommen. Nie zum Zuge gekommen ist der Iran auch bei Mercedes-Benz. Eine Beteiligung wurde 1975 mit Hilfe der Deutschen Bank abgewehrt.

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