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So besser nicht. Wer in den ersten Tagen im neuen Job zu selbstbewusst oder gelangweilt auftritt, wird sich wenig Freunde machen. Stattdessen gilt: Fragen stellen, freundlich sein – und geduldig zuhören, wenn erfahrene Kollegen etwas erklären.

© picture-alliance/ dpa-tmn

Tipps für Berufseinsteiger: Die erste richtige Stelle

Vom Arbeitsvertrag bis zum Dresscode: Was man beim Start in den ersten Job wissen muss.

VOR DEM EINSTIEG

Was ist beim Arbeitsvertrag zu beachten?

Der Arbeitsvertrag regelt die Arbeitszeit, das Gehalt und den Urlaub. Der Anspruch auf Urlaub sollte 20 Tage nicht unterschreiten, die Arbeitszeit nicht mehr als acht Stunden pro Tag betragen, sagt Jean Abel, Referatsleiter für individuelles Arbeitsrecht beim Deutschen Gewerkschaftsbund. Abel zufolge hat ein Arbeitnehmer, der mehr als 48 Stunden in der Woche arbeitet, Anrecht auf einen Ausgleich durch Freistellung. Unabhängig vom Jahresurlaub kann jeder Arbeitnehmer fünf Tage pro Jahr als Bildungsurlaub beantragen.

Laut Karriereberater Gerhard Winkler aus Neuenhagen bei Berlin brauchen sich Berufseinsteiger bei den Arbeitsverträgen großer Konzerne keine Gedanken machen: Diese seien standardisiert und sicher. Genauer hinsehen sollten sie bei Start-ups und kleinen Firmen. Wichtig ist außerdem, dass Zuständigkeiten und Verpflichtungen genau beschrieben sind. „Sinnvoll ist es, einen berufserfahrenen Menschen draufschauen zu lassen“, sagt Winkler. Bei Fragen zum Arbeitsvertrag helfen auch die Mitarbeiter der Personalabteilung weiter und bei kleinen Unternehmen der Geschäftsführer weiter.

Wer informiert über das Einstiegsgehalt?
Informationen über das Einstiegsgehalt bieten Tarifverträge und Gehaltsspiegel, die im Internet zu finden sind.

Um welche Versicherungen müssen sich Berufseinsteiger kümmern?

Um die Krankenkassenversicherungsbeiträge müssen sich Berufseinsteiger nicht kümmern, das wird vom Arbeitgeber übernommen. Sie müssen lediglich die Krankenkasse mitteilen, bei der sie versichert sind. Wer Wert auf eine Berufsunfähigkeitsversicherung legt, kann bei einem jungen Beitrittsalter besonders günstige Konditionen nutzen. Sinnvoll ist es auch, sich früh Gedanken um eine private Altersversorgung zu machen.

DIE ERSTEN TAGE

Wie merkt man sich die vielen Informationen, die am Anfang auf einen einprasseln?

Martin-Niels Däfler, Autor des Buches „Der Karriereführerschein“ rät: „Wichtige Dinge sollte man sich zu Hause aufschreiben, am besten in ein Notizbuch oder in eine Datei.“ Das gilt auch für die Namen der Kollegen, deren Positionen und Aufgabenbereiche. Außerdem Augen und Ohren offen halten, um die ungeschriebenen Gesetze und Regeln im Unternehmen kennenzulernen. Klug ist es auch, vorher in der Firma anzurufen und zu fragen, was am ersten Tag ansteht.

Wie verhält man sich, wenn etwas erklärt wird, was man schon weiß?
Den anderen zu unterbrechen, ist unhöflich. „Nach einer Weile kann man mit einer Frage signalisieren, dass man sich schon auskennt“, empfiehlt Däfler. Zum Beispiel mit der Frage: Ist das ungefähr genauso wie bei der ersten Aufgabe? Gerhard Winkler rät: Alte Hasen im Unternehmen nicht belehren.

Wann ist der passende Zeitpunkt für den Einstand?

Meist ist der passende Zeitpunkt nach der Probezeit. Wer sich jedoch angenommen fühlt, könne schon nach etwa vier Wochen seinen Einstand geben, sagt Stilberaterin Susanne Helbach-Grosser, Präsidentin vom Netzwerk Etikette-Trainer-International. Passend sei ein kleiner Imbiss mit Getränken in der Mittagspause oder kurz vor Feierabend. Unbedingt informieren sollte man sich, was in der Firma üblich ist. „Selbstgemachtes wie eine Quiche oder ein Apfelkuchen zeigt, dass der Einstand eine Herzenssache ist.“ Termin und Dauer sollten mit dem Chef abgesprochen werden. Eingeladen werden in der Regel alle Mitarbeiter einer Abteilung und der Chef. Erkundigen sollte man sich auch nach den üblichen Räumlichkeiten und Getränken – und hinterher alles aufräumen.

Wie sollte man sich kleiden?

Das hängt von der Branche ab – in der Kreativwirtschaft ist der Dresscode lässiger als bei Banken. Wer sicher gehen will, sollte vorher fragen, ob es im Unternehmen einen Dresscode gibt. Entscheidend ist, dass man sich wohl fühlt und dass die Kleidung sauber und gepflegt ist. Bei der Orientierung hilft auch ein Blick auf die Kleidung der Kollegen. Flip-Flops und kurze Hosen sind der Stiltrainerin zufolge tabu.

Was ist angebracht: Essen in der Kantine oder vor dem Rechner?

Es gibt keinen Zwang, jeden Tag mit den Kollegen gemeinsam zu essen, aber zum Aufbau eines Netzwerkes sollte man gelegentlich mit in die Kantine gehen. „So lernt man alle kennen und bevorzugt niemanden“, sagt Susanne Helbach-Grosser. Am Arbeitsplatz zu essen, ist nicht ratsam. Wer im Beisein anderer Döner, asiatische Nudeln oder Fischbrötchen am Schreibtisch verspeist, ist unhöflich. Wenn, dann gelte die Faustregel: Erlaubt sind geruchsneutrale Lebensmittel wie Obst, ein neutral angemachter Salat, Müsli- oder Schokoriegel.

Ist privates Surfen im Internet erlaubt?

„Nein. Das ist erstens in aller Regel verboten und zweitens ein denkbar schlechtes Signal“, sagt Martin Däfler. Ausgenommen ist Surfen in der Mittagspause – aber dann unbedingt vom privaten Rechner oder Smartphone.

Was tun bei Langeweile?

Wenn mal ein Stündchen nichts zu tun ist, sollte man nicht gleich zum Chef rennen. „Wenn jedoch Unterbeschäftigung ein Dauerzustand ist, dann muss man darüber mit dem Vorgesetzten sprechen“, sagt Karriereberater Winkler. Möglich ist auch, seinen Ansprechpartner darauf hinzuweisen, dass man seine Aufgaben erledigt hat und höflich danach zu fragen, ob es etwas Neues gibt.

DER ALLTAG

Dürfen die Kollegen geduzt werden?

Dies ist abhängig vom Unternehmen. Es gibt reine Duz-Unternehmen wie Ikea und H&M. „Grundsätzlich bietet der Ranghöhere das Du an oder derjenige, der schon länger im Unternehmen ist“, sagt Stilberaterin Helbach-Grosser. Gleichalte Kollegen, die gleichzeitig im Betrieb anfangen, duzen sich meist.

Wer hilft bei Problemen?
Man sollte nicht mit jedem Problem zum Chef gehen, sondern erst die Kollegen fragen. „Die meisten Kollegen sind sehr hilfsbereit, wenn man sie höflich um Hilfe bittet“, sagt Däfler. Als gewählte Interessenvertretung hilft auch der Betriebsrat weiter. Er sucht nach Lösungen und verhandelt mit dem Arbeitgeber, etwa wenn es um Arbeitszeit, Stellenabbau und betriebliche Altersvorsorge geht. Mitglieder einer Gewerkschaft sind automatisch kostenlos rechtschutzversichert. Bei schwerwiegenden Problemen können sie so auch einen Anwalt hinzuziehen.

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