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Wirtschaft: Top-Konzerne streichen mehr als 25 000 Jobs in diesem Jahr

BMW, Schering und Volkswagen stellen ein, aber sie können den radikalen Beschäftigungsabbau nicht auffangen

Die Bilanz ist ernüchternd: Deutschlands große Aktiengesellschaften streichen in diesem Jahr Arbeitsplätze wie nie zuvor. Nach einer Umfrage des Tagesspiegel unter den Dax-30-Unternehmen sind bis Mitte des Jahres schon 25 000 Jobs den Rationalisierungsaktionen zum Opfer gefallen (siehe Tabelle). Vor allem die Banken und die Siemens-Familie – mit Infineon und Epcos – reißen tiefe Löcher in die Beschäftigungsbilanz. Zum Jahresende wird es noch dramatischer aussehen, weil vor allem Technologiekonzerne den Stellenabbau erst jetzt so richtig starten. Deutschlands Softwareprimus SAP suchte im ersten Halbjahr noch neue Mitarbeiter; jetzt gilt ein absoluter Einstellungsstopp. Und die Telekom will nach neuesten Planungen 35 000 Stellen bis zum Jahr 2005 einsparen, weltweit sollen es sogar 46 000 sein.

Kaum einer der vom Tagesspiegel Befragten wagt zu prognostizieren, wie es in den nächsten Monaten weitergeht. Zu groß sind die Unsicherheiten über die konjunkturelle Entwicklung. Klar ist nur: Sollte sich die Wirtschaft nicht langsam erholen, werden viele Konzerne erneut ihre Personalplanung überprüfen.

Schon jetzt werden fast täglich neue Einspar-Programme angekündigt. Siemens ist beim Personal mitten im Kahlschlag: Auf insgesamt 34 000 Stellenstreichungen summieren sich die diversen Ankündigungen seit Frühjahr 2001. Bis zum Jahr 2005 sollen alle Maßnahmen umgesetzt sein, die Hälfte davon in Deutschland. Finanzchef Heinz-Joachim Neubürger hatte bereits gewarnt, dass „das nächste Geschäftsjahr noch härter wird als das laufende“. Die Konjunkturflaute hat auch Handel und Dienstleister voll erfasst: Die Metro strich bereits 2300 Stellen, der Urlaubskonzern TUI verabschiedete sich von über 4000 Mitarbeitern.

Selbst die Allianz garantiert keine sicheren Arbeitsplätze mehr – jedenfalls nicht im Bankengeschäft. Die defizitäre Tochter Dresdner Bank hat angekündigt, 11 000 ihrer 50 000 Beschäftigten die Kündigung zu schicken. Der Konkurrent Commerzbank streicht 4300 Stellen. Bei solchen Zahlen stehen BMW, Volkswagen, Schering und Co. auf verlorenem Posten. Sie zählen zu den wenigen Top-Firmen, die noch einstellen. Ihre Bilanz kann sich sehen lassen: Mehr als 10 000 neue Jobs haben sie geschaffen. Ins Gewicht fallen vor allem die Autohersteller. Und das, obwohl die Konjunkturflaute auch ihnen das Inlandsgeschäft zumindest teilweise verhagelt hatte. Doch der Export lief wie geschmiert. Als einzig positive Überraschung der letzten Tage gilt die Lufthansa: Die Branchenkrise scheint überwunden, bis zu 2000 Mitarbeiter werden eingestellt.fo/msh/nad/shr

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