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Wirtschaft: Trans Atlantik Telefonkabel: 30 500 Kilometer quer durch den Ozean - 52 Telefonfirmen finanzieren Milliardenprojekt

Der Bedarf an Datenübertragungskapazität quer über den Atlantik wächst ständig. Die Zuwachsraten sind so enorm, dass sie in der Vergangenheit selbst von Experten regelmäßig überschätzt worden sind.

Der Bedarf an Datenübertragungskapazität quer über den Atlantik wächst ständig. Die Zuwachsraten sind so enorm, dass sie in der Vergangenheit selbst von Experten regelmäßig überschätzt worden sind. 52 Telefongesellschaften haben sich daher zusammengetan, um ein neues D-Kabel quer durch den Atlantik zu verlegen. Das TAT (Trans Atlantik Telefonkabel)-14-Kabelnetz wird rund 1,4 Milliarden Dollar kosten. Die Deutsche Telekom ist mit etwa 250 Millionen Mark an dem Projekt beteiligt.

Größte Investoren sind British Telecom und die amerikanische AT&T, die zusammen 20 Prozent an TAT-14 halten. Cable&Wireless und MCI halten jeweils zwölf Prozent, die Deutsche Telekom 8,8 Prozent. Den Bau von TAT 14 realisiert das japanische Unternehmen KDD-SCS im Auftrag der Eigentümergemeinschaft. "Mit der Inbetriebnahme von TAT 14 werden wir unsere Kapazitäten auf der für den Internetverkehr so wichtigen Verbindung nach Nordamerika nochmals erheblich ausweiten. Insgesamt werden wir unsere Internettransportkapazität in die USA um den Faktor fünf hochschrauben" sagte Gerd Tenzer, Vorstand Technik Netze, Einkauf und Umweltschutz der Deutschen Telekom.

TAT 14 ist ein Ringnetz mit einer Gesamtlänge von 30 500 Kilometern. Der Ring verläuft mit einer Trasse von Deutschland über Dänemark durch die Shetland Inseln über den Atlantik in die USA, die andere Trasse führt von Deutschland über Holland und Frankreich, dann über den Kanal nach England duchquert den Atlantik und landet in New Jersey. Die Ringstruktur soll sicher stellen, das keine Informationen verloren gehen, wenn ein Kabel mal defekt sein sollte. Kommt es in einer Trasse zu einer Störung, werden die Daten einfach über die zweite Trasse umgeleitet. Im Ring können Übertragungsgeschwindigkeiten von 640 Gigabit pro Sekunde erreicht werden, oder 1,3 Terabit pro Sekunde bei Verwendung der Einzelkabel. Mit dieser Geschwindigkeit könne der Inhalt von zehn PC-Festplatten neuester Generation pro Sekunde über den Atlantik geschickt werden, heißt es bei der Deutschen Telekom.

Die Kapazität der beiden Kabelstrecken reicht aus, um 14 Millionen Telefongespräche gleichzeitig zu führen. Dabei macht Sprache heute nur noch etwa 30 Prozent des transatlantischen Kommunikationsverkehrs aus. Der Datenverkehr ist mit einem Anteil von 70 Prozent weitaus wichtiger geworden. Vor fünf Jahren sei das Verhältnis noch umgekehrt gewesen, sagt Telekom-Vorstand Tenzer. Die ersten Seekabel sind bereits vor 150 Jahren verlegt worden. Heute sind zwölf transatlantische Seekabel in Betrieb, fünf weitere im Bau. Das Älteste, noch im Betrieb befindliche Kabel ist zwölf Jahre alt. Volkmar Römpke, bei der Telekom zuständig für internationale Kabelsysteme, schätzt, dass es noch etwa drei Jahre genutzt werden wird. Technisch gesehen haben die Kabel eine Lebensdauer von 25 Jahren. Die wirtschaftliche Lebensdauer ist kürzer.

Neue Techniken ermöglichen den schnelleren Transport von immer mehr Daten. Einen erheblichen Fortschritt brachte dabei der Einsatz von Glasfaserkabeln, die erstmals 1988 auch zwischen Europa und Nordamerika verlegt wurden. "Besonders für die Datenkommunikation im Internet ist dies ein relevanter Faktor" erklärt Ingenieur Römpke. Doch ebenso wie das Schießen von Satelliten ins All ist auch das Verlegen von Seekabeln eine technisch aufwendige Prozedur. Zur Zeit ist das 145 Meter lange Seekabelverlegeschiff "Cable Innovater" der britischen Reederei Global Marine mit Verlegung von TAT 14 zwischen dem ostfriesischen Ort Norden und dem holländischen Katwijk beschäftigt. Vor der ostfriesischen Küste sei das besonders schwierig, sagt Römpke, da hier bereits eine Vielzahl von Kabeln und Pipelines verlegt sind. Allein an der Seekabelendstelle Norden landen sechs Seekabel an. Die Telekom wickelt 60 bis 70 Prozent des Seekabelverkehrs hier ab. Wer von Berlin nach New York telefoniert, dessen Gespräch wird von hieraus durch das Seekabel geschickt.

Corina Visser

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