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Wirtschaft: Transrapid aus der Mottenkiste

DÜSSELDORF .Nach dem Jein der rot-grünen Bonner Regierungskoalitionäre zum Milliarden-Projekt der Magnetbahn-Verbindung Berlin - Hamburg ist im ebenfalls rotgrünen Bundesland Nordrhein-Westfalen eine Transrapid-Alternative aus dem Hut gezaubert worden: Wenn Bonn das Großvorhaben zwischen Spree und Elbe zu teuer werden sollte, dann - und nur dann - könne man sich am Rhein eine kleine und billigere Lösung vorstellen.

DÜSSELDORF .Nach dem Jein der rot-grünen Bonner Regierungskoalitionäre zum Milliarden-Projekt der Magnetbahn-Verbindung Berlin - Hamburg ist im ebenfalls rotgrünen Bundesland Nordrhein-Westfalen eine Transrapid-Alternative aus dem Hut gezaubert worden: Wenn Bonn das Großvorhaben zwischen Spree und Elbe zu teuer werden sollte, dann - und nur dann - könne man sich am Rhein eine kleine und billigere Lösung vorstellen.Dann könne der Transrapid statt dessen vielleicht ja zwischen den Flughäfen von Düsseldorf und Köln-Bonn gebaut werden.

Was da aus der Umgebung des neuen, dem Kanzlerberater Bodo Hombach nachfolgenden NRW-Wirtschafts- und Verkehrsministers Peer Steinbrück in die Öffentlichkeit lanciert wurde, ist ein tiefer Griff in die Mottenkiste.Schon vor etlichen Jahren war ein solches Projekt in unterschiedlichen Varianten diskutiert worden.Doch ein großes Potential für einen "Umsteigeverkehr" zwischen den beiden rheinischen Airports gibt es nicht.Denn die Flughäfen Düsseldorf und Köln leben von ihren Einzugsgebieten.Sie sind, anders als etwa Frankfurt oder München, keinesfalls Drehkreuze mit einem hohen Potential umsteigender Flugpassagiere.Zudem arbeitet Düsseldorf zur Zeit an Plänen, das Startbahn-System zu verlängern, um auch Abflüge von vollbeladenen Großraumjets zu Interkont-Zielen zu ermöglichen.Dies ist im Flughafen-Umfeld heftig umstritten und dürfte noch eine Prozeßlawine auslösen.Doch selbst wenn diese Pläne begraben und der lukrative, Arbeitsplätze schaffende Langstreckenverkehr in derzeit kaum vorstellbarer einträchtiger Kooperation den Rheinländern überlassen würde, ergibt ein Transrapid als Airport-Shuttle keinen Sinn: Denn in zwei, drei Jahren gibt es direkte ICE-Verbindungen.

Beide Flughäfen erhalten zur Zeit Fernbahnhöfe, und nach Fertigstellung der im Bau befindlichen Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke zwischen Köln und dem Rhein-Main-Gebiet wird es vermutlich eine ICE-Linie geben, die neben den beiden rheinischen auch den Frankfurter Flughafen bedient.Die Fahrzeit zwischen Düsseldorf und Köln dürfte kaum länger als 30 Minuten sein.

Für den Flugreisenden etwa aus dem Ruhrgebiet bedeutet das: Er kann dann mit dem Zug direkt zu seinem jeweiligen Abflughafen fahren.Warum sollte er denn am Düsseldorfer Flughafen aussteigen, dort einchecken und dann mit dem Transrapid zum Abflug nach Köln schweben? Es hat den Anschein, als ob die Idee auf den neuerdings kurzen Wegen zwischen den Machtzentren in Bonn und Düsseldorf ausgekocht wurde.Denn mit dieser Alternative im Rücken könnte sich die Bundesregierung viel lockerer aus dem ungeliebten Schwebe-Projekt Berlin-Hamburg mit Hinweis auf die hohen Kosten zurückziehen, ohne als Innovations- und Industriefeind verteufelt zu werden.Zumal Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Wolfgang Clement einmal mehr als Macher und Retter in der Not glänzen würde.

EBERHARD KRUMMHEUER (HB)

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