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Wirtschaft: Trotz großer Nachfrage kein Ansturm wie bei Infineon - Bankanalysten rechnen nicht mit grossen Kurssprüngen

Am heutigen Mittwoch endet die Zeichnungsfrist von T-Online-Aktien für Privatanleger. Institutionelle Anleger haben noch bis Freitag Zeit, die Papiere zu bestellen.

Am heutigen Mittwoch endet die Zeichnungsfrist von T-Online-Aktien für Privatanleger. Institutionelle Anleger haben noch bis Freitag Zeit, die Papiere zu bestellen. Der Vorstand der Deutschen Börse beschloss am Dienstag in Frankfurt, die Telekom-Tochter am 17. April in den Neuen-Markt-Index Nemax-50 aufzunehmen. Ein anderer Wert wird dafür aus dem Index herausgenommen. Die Nachfrage nach Anteilen an T-Online ist wie erwartet groß. Experten sprechen von einer mehrfachen Überzeichnung der Anteile des grössten deutschen Internet-Dienstleisters.

Bis Dienstagmittag verzeichnete allein die Comdirect Bank etwa 110 000 private Orders über 25 Millionen T-Online-Anteile. Insgesamt kommen, inklusive Mitarbeiteraktien und einer Nachschlag-Option, jedoch nur 114 Millionen Stück an den Markt. Norbert Empting vom Börsenmakler Schnigge in Düsseldorf erwartet eine acht- bis neunfache Überzeichnung. Damit wird die Nachfrage deutlich hinter der der Infineon-Aktie zurückbleiben. Infineon-Papiere waren vor Monatsfrist 33-fach überzeichnet gewesen.

Wie viele Aufträge für T-Online tatsächlich eingegangen sind, wird jedoch erst am Sonnabend feststehen, wenn Telekom und T-Online gemeinsam mit den Konsortialbanken die Orderbücher einsehen. "Der Markt ist nicht mehr so überhitzt wie zuvor", sagt Matthias Hajek, Sprecher der Comdirect Bank. Beim Infineon-Börsengang hätten die Graumarktpreise fast 200 Prozent über dem höchstmöglichen Preis der Bookbuilding-Spanne gelegen. Für T-Online würden im vorbörslichen Handel derzeit zwischen 37 und 40 Euro geboten. Der Preis, zu dem die Aktie an den Markt gehen wird, liegt dagegen bei 26 bis 32 Euro. Bankanalysten rechnen deshalb nicht mit einem rapiden Anstieg des Kurses in den ersten Handelstagen. "Zocker, die auf das schnelle Geld aus sind, zeichnen T-Online kaum", bestätigt Matthias Hajek. Doch selbst wenn der erste Kurs nur zehn bis 15 Prozent über dem Emissionspreis liege, sei das mehr, als andere Aktien schaffen würden. Mit einer moderaten Entwicklung rechnen auch andere Beobachter: Rolf Drees, Finanzanalyst bei der Union Investment, rät zur langfristigen Investition. Für Neulinge an den Finanzmärkten sei T-Online sonst nicht empfehlenswert. Schließlich rechne der Internetdienstleister erst ab dem Jahr 2003 mit Gewinnen und bis dahin könne sich am Telekommunikationsmarkt noch viel tun. Aktienexperte Frank Geilfuß vom Bankhaus Löbbecke bescheinigt T-Online weiterhin fundamental gute Aussichten, auch wenn die Euphorie an den Aktienmärkten inzwischen gedämpft sei. Der Einbruch bei den Technologiewerten habe auch die T-Online-Mutter Telekom schwer getroffen. "Der Faktor Zeit spielt im Moment die größte Rolle", meint der Analyst. Und da hätten die Anleger bei Infineon viel Glück gehabt und bei T-Online nun wohl etwas weniger. "Doch die Börse ist schnelllebig", sagt Geilfuß. "Wer weiß, ob nicht schon in vier Wochen Technologiewerte das beste sind, was man kaufen kann."

Viele Anleger, die sich bereits jetzt für den neuesten deutschen Technologiewert entschieden haben, erfahren frühestens am Montag, wenn der Handel mit den Papieren beginnt, ob und zu welchem Preis sie Aktien erhalten haben. Manche Banken ermöglichen ihren Kunden jedoch, sich schon vorher per Internet zu informieren. Doch wann genau die Informationen bereit stehen, ist unklar. "Es hängt davon ab, wann uns die Konsortialbanken am Wochenende Bescheid geben", sagt Matthias Hajek von der Comdirect Bank. Nach dem Bescheid habe es bei Infineon etwa drei Stunden gedauert, bis die Information im weltweiten Netz stand. Das Personal in den Call-Centern werde jedoch für T-Online-Interessenten nicht extra verstärkt.

Birga Böcker

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