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Trotz Krise: Aufsichtsräte verdienen immer mehr

Sie sollen Vorstände kontrollieren und damit Schaden von Unternehmen abwenden. Aufsichtsräte tragen Verantwortung - und werden dafür immer besser bezahlt.

Während die Krise die Gewinne der Konzerne gerade einbrechen lässt, wachsen die Bezüge ihrer Aufseher immer weiter. Die Gehälter von deutschen Aufsichtsräten sind seit dem Jahr 1999 um bis zu 425 Prozent gestiegen. An der Spitze steht der Sportartikelhersteller Adidas. Und selbst beim Schlusslicht BASF steht unter dem Strich noch ein Plus bei den Bezügen.

Im Durchschnitt der 30 Dax-Konzerne legten die Gehälter der Kontrolleure um 52 Prozent zu. Da konnten selbst die viel gescholtenen Vorstände nicht mithalten. Ihre Vergütungen kletterten nur um 35 Prozent. Eine Etage darunter, bei den leitenden Angestellten, ist seit Jahren Stillstand angesagt. Die Aufschläge gleichen gerade mal die Inflation aus. „Das klassische mittlere Management ist spätestens seit der Jahrtausendwende von der Gehaltsentwicklung in den Topetagen abgekoppelt“, sagte Joachim Betz, Präsident des Führungskräfteverbands ULA dem „Handelsblatt“.

Topverdiener unter Deutschlands Aufsichtsräten sind unverändert Manfred Schneider, der bei RWE und Bayer 878 900 Euro einstrich, und Gerhard Cromme, dessen Bezüge sich bei Thyssen Krupp und Siemens auf 674 670 Euro summierten. Eon-Aufsichtsrat Ulrich Hartman kassierte 464 000 Euro, dicht gefolgt von Henkel-Erbin Simone Bagel-Trah, die 455 000 Euro erhielt. Die Henkel-Kontrolleure zählen zu den wenigen Aufsehern, die neben ihrer Grundvergütung auch Langfristboni bekommen. 20 der 30 Dax-Konzernen kennen nur Jahreszahlungen. Heinz Evers, Vergütungsberater für Führungskräfte, findet es „bemerkenswert, wie rückständig dagegen die Bezahlung der Aufsichtsräte noch ist“. Schließlich bedrängten dieselben Aufsichtsräte ihre Vorstände zurzeit, ihre Verträge den neuen gesetzlichen Regeln anzupassen. Das neue Gesetz für angemessene Vorstandsvergütung fordert einen Wechsel vom Kurzfristdenken zur nachhaltigen Unternehmensführung. Fast alle Dax-Konzerne arbeiten daher fieberhaft an neuen Strukturen für ihre Vorstandsmitglieder, VW oder BASF haben sie bereits umgesetzt.

Überholt seien zudem die Kriterien, nach denen die Boni gezahlt werden, nämlich die Dividende oder Ergebnis je Aktie. „Das Unternehmensinteresse wird damit als Shareholder-Interesse definiert“, sagt Evers. Dabei hat selbst der Corporate-Governance-Kodex inzwischen dem reinen Shareholder-Value abgeschworen und verpflichtet jetzt „Vorstand und Aufsichtsrat, im Einklang mit den Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft für den Bestand des Unternehmens und seine nachhaltige Wertschöpfung zu sorgen“, so Joachim Betz vom ULA weiter.

Dieter Fockenbrock (HB)

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