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Wirtschaft: Truck Stop in Hannover

Daimler und Volkswagen verkaufen mehr Lkw. MAN und Volvo mit Problemen.

Berlin/Hannover - Der schleppende Verkauf von Lastwagen in Europa und in Brasilien kann die großen deutschen Nutzfahrzeugbauer Daimler und Volkswagen kaum bremsen. Der weltweit führende Hersteller Daimler trumpfte zu Beginn der Branchenmesse IAA in Hannover am Dienstag mit einem Absatzplus auf: 20 Prozent mehr Lkws verkaufte das Unternehmen in den ersten acht Monaten weltweit. Die VW-Nutzfahrzeugsparte lieferte im selben Zeitraum 5,6 Prozent mehr Transporter, Stadtlieferwagen und Pickups aus. Zugute kommt den Konzernen, dass sie Rückgänge in manchen Regionen anderswo abpuffern können.

Schwerer tun sich die VW-Tochter MAN und vor allem Volvo. MAN lieferte von Januar bis Ende August weltweit 90 000 bis 100 000 Fahrzeuge aus, sagte der Vertriebschef der MAN-Nutzfahrzeugsparte, Frank Hiller, auf der IAA. Einem Firmensprecher zufolge ist dies ein leichter Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Produktion bei MAN wurde bereits heruntergefahren.

Auch Volvo Trucks verkaufte im laufenden Jahr bislang nicht mehr Lkws als 2011 – rund 147 500. Anders als die großen deutschen Konkurrenten konnte der schwedische Lkw-Hersteller aber keine Trendwende verkünden. Wie das schwedische Unternehmen, zu dem unter anderem auch Renault Trucks gehört, am Dienstag mitteilte, hat es im August weltweit rund 15 000 Fahrzeuge ausgeliefert. Das sind etwa 1500 Lkws oder vier Prozent weniger als im Vorjahresmonat.

„Es scheint nicht überall die Sonne, aber wir haben insgesamt eine solide Großwetterlage“, kommentierte der Chef der Daimler-Truck-Sparte, Andreas Renschler, die Lage des Herstellers. Im von der Schuldenkrise geprägten Europa sei die Nachfrage „in einem verunsicherten Marktumfeld“ stabil geblieben, in Nordamerika legten die Verkaufszahlen binnen Jahresfrist um 27 Prozent zu, hieß es bei Daimler. In Russland betrug das Plus im August gut 80 Prozent. In Brasilien hätten schärfere Abgasvorschriften dagegen den Markt „um mindestens 15 Prozent“ geschrumpft.

VW lieferte von Januar bis Ende August weltweit 362 000 Nutzfahrzeuge an Kunden aus. Selbst in Westeuropa legte der Absatz um zwei Prozent zu, in Deutschland um 3,5 Prozent. Die bislang vor allem in Europa und Südamerika vertretene Transportersparte von VW erwägt den Einstieg in das wichtige Nordamerikageschäft. „Wir schauen uns natürlich mit großem Interesse den nordamerikanischen Markt an“, sagte Eckard Scholz, Sprecher des Markenvorstands von VW-Nutzfahrzeuge. Um Kostenvorteile zu nutzen, will der VW-Konzern zudem das Nutzfahrzeuggeschäft der eigenen Marke enger mit den beiden Töchtern Scania – die Schweden haben die höchste Marge in der Branche – und MAN verzahnen.

„Die Krise in der europäischen Nutzfahrzeugindustrie ist noch nicht vorbei“, schreibt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer in einer Studie zur Situation des Lkw-Marktes. Weltweit werden nach seiner Prognose 2012 noch 12,65 Millionen Nutzfahrzeuge verkauft werden – drei Prozent oder 377 000 weniger als im vergangenen Jahr. 2013 müsse mit einem weiteren Rückgang gerechnet werden.

Derweil beschäftigen die Branche auch die Themen Umweltschutz und Sicherheit. „Von dieser IAA geht ein klares Signal aus: Nutzfahrzeuge werden immer ökologischer“, sagte Matthias Wissmann, Präsident des Autoverbandes VDA. Der Kraftstoffverbrauch sinke durch bessere Aerodynamik, optimierte Dieselmotoren und den Einsatz von Hybrid- und Elektroantrieben. Um die Sicherheit ist es offensichtlich aber nicht so gut bestellt. Wie der Tüv-Dachverband auf Basis der Auswertung von 1,2 Millionen Hauptuntersuchungen mitteilte, fiel jedes fünfte deutsche Nutzfahrzeug durch erhebliche sicherheitsrelevante Mängel auf und kam im ersten Anlauf nicht durch die Hauptuntersuchung.mit rtr, dapd

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