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Problem China. In keinem anderen Wirtschaftsraum ist die Verschuldung der Firmen so hoch. Im Bild ein Bauer beim Trocknen von Maiskolben.

© REUTERS

Studie zur Stabilität der Finanzmärkte: Trump ist riskant

Eine Finanzmarkt-Studie des IMK-Instituts warnt vor Deregulierung in den USA. Und die Verschuldung in China sowie Europas Banken machen Sorgen.

Im Euroraum und in China gibt es die größten Risiken für das Finanzsystem, dazu kommen nun auch die USA. Während in Europa vor allem die Banken Anlass zur Sorge geben, sind es in China die überschuldeten Unternehmen und in den USA Donald Trump. In China entspreche die Verschuldung etwa 170 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, „mehr als in jedem anderen Wirtschaftsraum“, heißt es in einer Studie des Instituts für Makroökonomie (IMK), die am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Da die chinesischen Staatsfirmen weltweit als Kunden und Investoren tätig seien, könne sich aus der hohen Verschuldung „eine ernstzunehmende Gefahr für die gesamte Weltwirtschaft entwickeln“.

Ohne Regulierung droht die nächste Krise

Selbstverständlich haben sich die Wissenschaftler des vom DGB finanzierten Instituts auch mit Trump befasst, der Ende vergangener Woche eine Lockerung der Restriktionen für US-Banken angekündigt hatte. Davon verspricht sich der US-Präsident eine leichtere Kreditaufnahme für Unternehmen. Trump scheint zu glauben, „dass die Finanzmärkte in sich stabil sind und man sie von Fesseln befreien muss, statt ihnen Fesseln anzulegen“, sagte IMK-Chef Gustav Horn. Das Finanzsystem sei jedoch immer dann krisenanfällig, wenn die Regulierung nicht stimme und die Risikovorsorge zu gering sei.

Das IMK bezieht sich auch auf Pläne der regierenden Republikaner, wonach der Eigenhandel von Universalbanken erleichtert und kleine Banken vom Stresstest der US-Notenbank ausgenommen sein sollen. „Sollten die USA tatsächlich einen Deregulierungskurs einschlagen, würde sich das auch im Rest der Welt auswirken“, schreibt das IMK. Trumps Politik könnte wegen der weltweiten Verknüpfung der Märkte „auch die deutschen Steuerzahler viel Geld kosten, wenn die Risiken relevant werden“, meinte Horn mit Blick auf die weltweiten Effekte der Lehman-Pleite im Herbst 2008. Doch noch gibt es in Washington viel Gerede, und was von Trumps Ankündigungen tatsächlich umgesetzt wird, ist keineswegs absehbar. Vermutlich auch deshalb sind die Finanzmarktrisiken hierzulande aktuell geringer als vor einem Jahr. Und zwar trotz der Wohnungsbaukredite für private Haushalte, die in den vergangenen zwölf Monaten um vier Prozent gestiegen seien. Von einer Immobilienblase könne jedoch keine Rede sein.

In Deutschland gibt es keine Immobilienblase

Das geplante Gesetz, wonach Immobilienkredite durch die Höhe des Einkommens und Vermögens sowie den Wert der Immobilie begrenzt sein sollen, begrüßte das IMK als Beleg für „erhöhte Wachsamkeit“ in der Politik. Deutlich problematischer als die Immobilienwirtschaft ist der Bankensektor. Die Kapitaldecke deutscher Kreditinstitute sei dünn, zur Stärkung der Eigenkapitalbasis empfiehlt das IMK den Banken „in den kommenden Jahren keine Dividenden auszuschütten und die Gehälter“ für das Management vorerst nicht zu erhöhen.

Eine Billion Kredit sind faul

Die Kapitaldecke der Banken hierzulande sei zwar seit der Finanzkrise 2008/09 dicker geworden, doch noch immer unzureichend. Im Falle „gravierender Finanzmarktturbulenzen“ hätten die deutschen Großbanken große Kapitallücken. In den Bilanzen der Banken im Euroraum stünden ferner faule Kredite im Volumen von einer Billion Euro, rund ein Drittel davon bei italienischen Banken. Alles in allem machten notleidende Kredite, bei denen der Kreditnehmer mit der Rückzahlung mehr als 90 Tage im Verzug ist, sieben Prozent der Forderung der europäischen Banken aus. Das IMK schlägt „die Auslagerung der Risiken auf staatliche garantierte Vermögensgesellschaften“, so genannte Bad Banks vor.

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