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TV-Geschäft: Springer übernimmt ProSiebenSat.1

Der Springer-Konzern übernimmt die Mehrheit an der ProSiebenSat.1 Media AG. Die deutsche Medienlandschaft steht vor einem Umbruch.

Berlin/München (05.08.2005, 14:49 Uhr) - «Mit dem Erwerb von ProSiebenSat.1 nutzen wir eine einzigartige Gelegenheit», sagte Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner am Freitag. Deutschlands größtes Zeitungshaus schaffe sich ein zweites Standbein in einer hochprofitablen Mediensparte. Springer übernimmt die Anteile der Investorengruppe um den US-Milliardär Haim Saban.

Damit gewinnt Deutschlands größtes Zeitungshaus («Bild», «Welt») die Kontrolle über Fernsehsender wie ProSieben, Sat.1 und den Nachrichtenkanal N24. Die deutsche Medienlandschaft steht mit der Schaffung eines zweiten integrierten Medienkonzerns mit Verlags- und TV-Aktivitäten neben Bertelsmann vor einem Umbruch. Die Kartellbehörden müssen noch zustimmen.

Springer will den Löwenanteil des Kaufpreises von rund 2,5 Milliarden Euro bar bezahlen. Die Finanzierung sei bereits sichergestellt, erklärte der Verlag. Den freien Aktionären soll ebenfalls ein Übernahmeangebot gemacht werden. Nach Abschluss des Übernahmeangebots plant Springer eine Kapitalerhöhung mit der Ausgabe neuer Vorzugsaktien. Mittelfristig sollen dann die Axel Springer AG und ProSiebenSat.1 verschmolzen werden. «Mit der Übernahme der profitabelsten deutschen Sendergruppe entsteht der einzige börsennotierte Medienkonzern in Deutschland, der sowohl im Printmedien- als auch im TV-Geschäft tätig ist», hieß es.

Im Zuge der Übernahme erhält die Investoren-Gruppe um Haim Saban 820.000 Aktien der Axel Springer AG. Dies entspricht 2,4 Prozent des Grundkapitals. Saban wird künftig Vorsitzender des TV-Beirats bei Springer. «Der Zusammenschluss mit Axel Springer ist für ProSiebenSat.1 ein entscheidender Schritt in die Zukunft», sagte er. Saban hatte gemeinsam mit Finanzinvestoren wie Providence Equity Partners und Hellman & Friedman vor zwei Jahren die Sendergruppe aus der Insolvenzmasse der zusammengebrochenen KirchGruppe übernommen. Derzeit ist er Aufsichtsratschef von ProSiebenSat.1.

Im Zuge der Transaktion zahlt Springer den Investoren 22,60 Euro in bar sowie 0,77 Euro in eigenen Aktien je ProSiebenSat.1-Stammaktie. Für die Vorzugsaktien zahlt Springer 14,10 Euro je Aktie. Den freien Aktionären wird ein Pflichtangebot gemacht. Wer dieses nicht annimmt, soll später im Rahmen der Verschmelzung Springer-Aktien für seine Anteile erhalten.

ProSiebenSat.1-Vorstandschef Guillaume de Posch begrüßte die Übernahme. «Nach der erfolgreichen Restrukturierung und den jüngsten Zuwächsen bei Marktanteilen und Gewinnen ist es jetzt wichtig, dem Unternehmen neue strategische Perspektiven zu eröffnen.» Gemeinsam seien beide Unternehmen gut positioniert, um auch international eine starke Position einzunehmen.

In den vergangenen beiden Jahren hatte ProSiebenSat.1 unter den neuen Besitzern Fortschritte gemacht. 2004 verbesserte sich das Ergebnis vor Steuern von 57 auf 217,5 Millionen Euro. Den Umsatz steigerte der Konzern um 1,5 Prozent auf gut 1,8 Milliarden Euro. Alle Sender der Gruppe schrieben schwarze Zahlen. Zu ProSiebenSat.1 gehören neben den beiden Kernsendern auch Kabel 1 und der Nachrichtenkanal N24. Der Konzern hat 2700 Mitarbeiter. (tso)

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