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Aufbau. Am Brandenburger Tor bereitet man sich auf die Silvester-Party vor. An der Berliner Börse wurde schon gefeiert.

© Reuters

Berliner Aktien 2013: Übernahmen, Schieflagen, Hoffnungen

Die wichtigsten 45 börsennotierten Unternehmen aus Berlin erzielten 2013 mehrheitlich Kursgewinne – mit prominenten Ausnahmen.

Die Berliner Wertpapierbörse feierte in diesem Jahr ihren 328. Geburtstag. Tradition, die verpflichtet – von der im Alltag der Berliner Wirtschaft allerdings wenig zu spüren ist. Der Handel mit Aktien, Renten, Zertifikaten und Fonds findet schon lange elektronisch statt. Im Börsensaal in der Fasanenstraße tätigen Computer die Geschäfte auf den beiden Handelssystemen Xontro und Equiduct. Für die aus der Hauptstadt stammenden börsennotierten Unternehmen verlief das Jahr 2013 mehrheitlich positiv. In der Liste der 45 wichtigsten Berliner Werte, die sich börsentäglich auf der Kursseite des Tagesspiegels findet, lagen 29 Titel im Plus, für 16 ging es in den vergangenen zwölf Monaten abwärts.

Die GSW-Aktie verlor, der Wert fliegt aus dem M-Dax.

© Pieper-Meyer

Zu den wenigen spektakulären Ereignissen auf dem (virtuellen) Berliner Parkett zählte 2013 die Übernahme des Wohnungsunternehmens GSW (Kursverlust 2013: 15,3 Prozent) durch den Wettbewerber Deutsche Wohnen. Nachdem Aufsichtsrat und Vorstand der GSW das Vertrauen der Anteilseigner verloren hatten, endete die Hängepartie ohne Führung im August mit dem Übernahmeangebot. Im Oktober einigten sich die beiden Immobilienfirmen auf die Grundlagen ihres Zusammenschlusses. Gemeinsam werden sie hinter Deutsche Annington Nummer zwei der deutschen börsennotierten Wohnungskonzerne sein, mit 150 000 Wohnungen – davon die meisten in Berlin. „Für den Berliner Kurszettel ist das bedauerlich“, sagt Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). „Die GSW bleibt zwar börsennotiert, aber sie ist aus dem M-Dax gefallen.“

Der Streubesitz war nach der Übernahme unter die für einen Verbleib im Index entscheidende Grenze von zehn Prozent gefallen. So notieren nur noch zwei Berliner Werte in einem der Indizes: Axel Springer im M-Dax und Air Berlin im S-Dax. „Jetzt wäre schön, wenn Deutsche Wohnen ihren juristischen Sitz von Frankfurt am Main nach Berlin verlegen würde“, sagt Michael Kunert. Nach Berlin umgezogen ist ein anderes, kleineres börsennotiertes Wohnungsunternehmen: Westgrund. Ende 2012 kam die Gesellschaft, die 6200 Wohnungen besitzt, von Remscheid an die Spree. 2013 war das erste volle Geschäftsjahr, das von Berlin aus gemanagt wurde. Die Aktie, die im Geregelten Markt notiert ist, stieg um 15,3 Prozent.

Die Air-Berlin-Aktie: Im Jahresverlauf positiv, seit Frühjahr aber im Sinkflug.

© Pieper-Meyer

Aufs Jahr gesehen im Plus (6,7 Prozent), tatsächlich aber seit März im Landeanflug: die Air-Berlin-Aktie. Das „Opfer des Flughafendramas“, so SdK-Mann Kunert, bereitete seinen verbliebenen freien Aktionären 2013 wenig Freude. Großaktionär Ethihad steht Air Berlin aber zur Seite – womöglich auch 2014, wenn die Airline eine große Anleihe zurückzahlen muss. Das Meilenprogramm und einige Jets wurden bereits verkauft, das Servicecenter ausgelagert. Doch ewig wird auch der Mehrheitseigentümer aus Abu Dhabi nicht zahlen. „Air Berlin hat nicht mehr viel zu verkaufen – sie müssen es jetzt selber schaffen“, sagt Michael Kunert.

Traurige Höhepunkte setzten 2013 andere börsennotierte Berliner. Der Fernsehhersteller Loewe, 1923 in Berlin gegründet, veranstaltete in der Hauptstadt seine letzte Hauptversammlung in der Insolvenz. „Ein letztes Trauergastspiel“, wie Michael Kunert sagt. Herlitz (minus 28,2 Prozent), inzwischen 110 Jahre alt, verkaufte Großteile seines Geschäfts an Pelikan. Auch die Markenrechte stehen offenbar zur Disposition. Der Mobile-Marketing- Spezialist YOC (minus 77,7 Prozent) verlor seinen Aufsichtsrat – und hat bis heute keinen neuen. Bleibt ein Hoffnungswert: Zalando. Schafft der Onlinehändler 2014 den von vielen Beobachtern erwarteten Gang an die Börse, darf sich Berlin im kommenden Jahr auf ein Börsenhighlight freuen.

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