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Wirtschaft: Über Kiel nach Bangalore

Ein Deutscher schafft Vertrauen für indische Firmen

Wenn deutsche Unternehmer ihre Computerdienste nach Indien verlagern wollen, dann rufen viele zuerst in Kiel an. „Es ist einfacher, mit einem Europäer zu reden“, sagt Walter Ortmüller, der Mann, der in Kiel den Hörer abnimmt. „Das schafft automatisch Vertrauen.“ Ortmüller arbeitet für die indische Firma Wipro Technologies, eines der größten OutsourcingUnternehmen der Welt. Sitz ist Bangalore, wo rund 30000 Menschen für ausländische Firmen Technologien entwickeln oder die Buchhaltung machen.

Wipro Technologies hatte lange Zeit Probleme, deutsche Firmen von seinen IT-Diensten zu überzeugen – bis sie im März 2002 den Ingenieur und früheren Start-up-Unternehmer Ortmüller zum Chef der deutschen Niederlassung machte. Seitdem die indische Fira ein deutsches Gesicht hat, ist die Zahl der Kunden aus Deutschland stark gewachsen. „Die Branche ist zwar international, trotzdem ist die Hemmschwelle groß, im Ausland anzurufen“, sagt der 44-Jährige. Das hat nicht nur damit zu tun, dass es vielen Europäern zu riskant erscheint, Teile ihres Geschäfts in ein weit entferntes Schwellenland zu verlagern. „Europäer haben eine andere Art zu denken als Inder“, sagt Ortmüller. Deutsche seien etwa weniger offen als Inder oder Amerikaner, bei Geschäften zu verhandeln. „Wenn ihnen der Preis nicht gefällt, sagen sie nein und suchen sich einen anderen Partner.“

Die Unternehmensberatung McKinsey hat herausgefunden, dass deutsche Firmen wegen der größeren sprachlichen und kulturellen Differenzen beim Offshoring nach Indien weniger sparen als US-Konkurrenten. Ortmüllers Job ist es, diese Differenzen abzubauen – mit deutscher Sprache und Standleitung nach Indien. pet

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