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Übernahme: Australische Bank will Techem schlucken

Die australische Macquarie-Bank will den deutschen Energiedienstleister Techem übernehmen. Der Infrastruktur-Fonds des Instituts bot insgesamt 1,1 Milliarden Euro für das Unternehmen.

Frankfurt/Main - Techem ist mit 7,3 Millionen betreuten Haushalten und einem Marktanteil von 29 Prozent die deutsche Nummer eins beim Ablesen und der Abrechnung des Wasser-, Wärme- und Stromverbrauchs. Fondschef Martin Stanley betonte sein langfristiges Interesse an Techem und den 2400 Mitarbeitern. Das Techem-Management sperrt sich nach Angaben von Macquarie allerdings gegen das Angebot und pocht auf die Eigenständigkeit der Firma.

"Wir sehen keinen weiteren Restrukturierungsbedarf", sagte Stanley in einer Telefonkonferenz. Techem sei solide geführt, weshalb Macquarie das Management behalten wolle. Ein Unternehmen wie Techem sollte seiner Ansicht nach nicht auf kurzfristigen Erfolg ausgerichtet sein, wie ihn die Börse verlangt, sagte Stanley, "im Privaten zu agieren ist keine so schlechte Sache." Techem-Chef Horst Enzelmüller habe trotzdem betont, dass er eine Übernahme grundsätzlich ablehne, weil Techem börsennotiert bleiben solle. Deshalb sollten die Aktionäre nun selbst entscheiden, sagte Stanley. Techem-Sprecher Stefan Lutz wollte sich zu den Aussagen von Stanley nicht äußern. "Wir prüfen das", sagte er nur.

44 Euro pro Aktie geboten

Der Macquarie European Infrastructure Fund II (MEIF II) bietet den Aktionären nun 44 Euro pro Aktie. Das sind fünf Prozent mehr als der Schlusskurs am Freitag und knapp 19 Prozent mehr als der durchschnittliche Kurs in den vergangenen drei Monaten. Macquarie, die ihr Angebot nicht als feindliche Übernahme verstanden wissen möchte, hält bereits 17 Prozent an Techem, das im Mittelwerteindex MDax der Frankfurter Börse notiert ist.

Das Unternehmen fuhr im Geschäftsjahr 2004/2005 einen Gewinn von knapp 40 Millionen Euro ein. Die Macquarie Fonds haben nach eigenen Angaben 21 Milliarden Euro in Unternehmen aus den Bereichen Energie, Wasser, Telekom und Transport investiert. Darunter sind so bekannte Namen wie Thames Water, Flughäfen in Rom, Brüssel, Kopenhagen und Sydney, mautpflichtige Straßen wie die Autoroutes Paris-Rhin-Rhone und der Warnow Tunnel, aber auch Containerhäfen, Krankenhäuser, Kabelbetreiber, Strom- und Gasversorger.

An der Börse sorgte das Übernahmeangebot für Kursphantasien: Die Techem-Aktie schoss am Morgen um bis zu 15,72 Prozent auf 48,89 Euro. Sie war damit fast fünf Euro teurer als der von Macquarie angebotene Preis von 44 Euro. Offenbar gehen die meisten Aktionäre davon aus, dass die Australier bereit wären, noch ein wenig draufzulegen. (tso/AFP)

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