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Übernahme: Post wird Aktionär der Deutschen Bank

Der neu entfachte Übernahmepoker zwischen Post und Deutscher Bank hat eine neue Wende genommen. Die Post soll einen Anteil des Kaufpreises in Aktien erhalten. Somit wäre das Unternehmen Großaktionär der Deutschen Bank.

Im neu entfachten Übernahmepoker zwischen Post und Deutscher Bank um den Verkauf der Postbank kommt es zu einer überraschenden Wende: Nach "Handelsblatt"-Informationen aus Finanzkreisen erhält die Post einen Teil des Kaufpreises in Aktien und wird dadurch mit einem Anteil "im hohen einstelligen Prozentbereich" zum Großaktionär des Geldinstituts. Im Gegenzug sinkt der Preis, den die Deutsche Bank in bar an die Postbank zahlen wird. Damit schonen die Frankfurter ihr Eigenkapital, das in der Finanzkrise als eines der entscheidenden Messgrößen für die Stabilität der Geldhäuser geworden ist. "Wir streben eine Lösung an, bei der die Deutsche Bank besser dasteht, ohne dass die Post schlechter dasteht", hieß es aus Verhandlungskreisen.

Für die Post liegt der Reiz dieser Lösung darin, dass der Deal nun schneller über die Bühne gehen dürfte. Ursprünglich war ein zweistufiger Verkauf vorgesehen, der sich bis zu drei Jahre hingezogen hätte. Jetzt rechnen Beobachter damit, dass bereits dieses Jahr die Postbank mehrheitlich in den Besitz der Deutschen Bank gelangt.

Indirekt wird durch den Aktientausch auch der Bund zum Miteigentümer der Deutschen Bank. Rund ein Drittel der Aktien der Deutschen Post wird nämlich derzeit von der Förderbank KfW gehalten, die wiederum zu 100 Prozent dem Bund gehört. Beide Seiten sollen sich jedoch darauf verständigt haben, dass die Post die Aktien der Deutschen Bank nicht unbefristet in ihrem Besitz hält. Post-Chef Frank Appel war offenbar bereit, trotz "niet- und nagelfester Verträge" den Kaufvertrag mit der Deutschen Bank noch einmal nachzuverhandeln. Eine Sprecherin der Post wollte dies nicht kommentieren. Sie betonte nur, dass es einen Vertrag mit der Deutschen Bank gebe, zu dem die Post stehe. Es werde keine Rabatte geben, und auch eine Rücktrittsklausel aufgrund veränderter Bedingungen sei in dem Vertrag ausgeschlossen, heißt es in den Kreisen weiter. Am Wert der Transaktion habe sich auch nichts geändert. Offenbar hat die Deutsche Bank angesichts der Finanzkrise Probleme mit der Finanzierung der Postbank-Beteiligung. Der Wert der Postbank ist inzwischen stark gesunken.

Die Postbank kommt somit Bankchef Josef Ackermann teurer als erwartet. Die Deutsche Bank sei deshalb auf die Post zugekommen, heißt es in Bankkreisen. Sie suche nach einer "kapitalschonenden Lösung", wie sie sich nun offenbar durch die Kapitalbeteiligung der Post an der Bank abzeichnet.

Der Marktwert der Postbank bröckelte nach großen Verlusten bei ihren Wertpapierbeständen, zu denen auch die verseuchten strukturierten Produkte gehören. Die Bank könnte deshalb im laufenden Jahr bis zu einer Milliarde Euro Verluste schreiben. Für die Deutsche Bank ist das ein doppelter Tiefschlag neben dem hohen Preis. Noch in diesem Quartal muss sie für 30 Prozent der Postbank 2,9 Milliarden Euro zahlen. Später sind für weitere 20 Prozent 1,5 Milliarden Euro fällig. Damit bezahlt die Deutsche Bank den 3,7-fachen Preis des derzeitigen Firmenwerts. HB

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