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Wirtschaft: Übernahmen, Verhaftungen und geplatzte Fusionen

BERLIN .Für die Berliner Banken war es ein bewegtes Jahr: Noch zur Jahresmitte schwor Wolfgang Rupf, Chef der Bankgesellschaft, Stein und Bein, man werde zum 1.

BERLIN .Für die Berliner Banken war es ein bewegtes Jahr: Noch zur Jahresmitte schwor Wolfgang Rupf, Chef der Bankgesellschaft, Stein und Bein, man werde zum 1.Januar 1999 mit der NordLB zur viertgrößten Bank in Deutschland fusionieren.Volksbankchef Ulrich Misgeld beteuerte, die Fusion mit der Grundkreditbank habe keinerlei Eile.Solange man die Risiken der feinen, aber maroden West-Berliner Grundkreditbank nicht kenne, werde man auch nicht zusammengehen.Erst einmal müsse die GKB die gerade übernommene Köpenicker Bank verdauen.Erst dann werde es einen konkreten Fahrplan für die Fusion geben.

Den ersten Knall gab es Ende Oktober, als die NordLB die Fusion mit der Bankgesellschaft kurzerhand absagte.Es gebe unerkannte Risiken in den Büchern der Bankgesellschaft, befand der NordLB-Aufsichtsrat.Dazu kam, daß es den Ländern und Kommunen als Gewährträger der NordLB nun nicht mehr sonderlich pressierte: Der Kurs der Bankgesellschaft-Aktie war im Verlauf der Börsenturbulenzen im Sommer so stark gefallen, daß die erwarteten Einnahmen aus einer Fusion vor allem den Kommunen zu gering erschienen, als daß unbedingt hätte verkauft werden müssen.Außerdem hatten sich auch die ostdeutschen Sparkassen längst von dem Gedanken distanziert, in einem großen Haus aufzugehen.

Andersherum lief es bei der Volksbank.Wenige Wochen nach den markigen Worten über Eigenständigkeit und Eigenverantwortung wurde Volksbank-Chef Ulrich Misgeld verhaftet.Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Misgeld habe klamme Immobilienfonds durchfinanziert, um sich am Ende bei den haftenden Anlegern schadlos zu halten.Misgeld bestreitet, sich rechtswidrig verhalten zu haben.Doch die Vorwürfe wogen schwer genug, um Anklage zu erheben.

Die komplizierte persönliche Situation des Volksbank-Chefs und die verzweifelte Lage der GKB entfalteten den nötigen Druck, um beide Institute Mitte Dezember zur Fusion zu bewegen.Die Sicherungseinrichtungen der Genossenschaftsbanken, die der GKB in diesem Jahr mit 150 Mill.DM aushelfen mußten, die DG Bank und die Bankenaufsicht, die angeblich auch bei der Volksbank ungedeckte Risiken entdeckt haben soll, machten ihre Hilfe auch davon abhängig, daß sich die beiden zerstrittenen Schwesterinstitute zügig zusammenraufen.

Leicht wird das kommende Jahr weder für die Bankgesellschaft noch für die Berliner Genossenschaftsbanken.Während die Bankgesellschaft nach Bekunden ihres Vorstandschefs Wolfgang Rupf nur zwei bis drei Jahre Zeit hat, sich auf die eigenen Kräfte zu besinnen und eine neue schlagkräftige Struktur zu finden, dürfte es für die Genossen noch knapper werden.Das Wohlwollen der genossenschaftlichen Dachinstitute ist bis an die Grenzen strapaziert, schon kommenden Jahr müssen sichtbare und nachvollziehbare Erfolge her.

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