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Continental

© dpa

Übernahmepläne: Schaeffler bietet elf Milliarden für Conti

Der Familienkonzern will den Reifenhersteller nicht zerschlagen. Der Autozulieferer wehrt sich dennoch gegen eine Übernahme.

Der fränkische Familienkonzern Schaeffler will den weltweit viertgrößten Autozulieferer Continental für mehr als elf Milliarden Euro übernehmen. Das Unternehmen biete den Conti-Aktionären mindestens 69,37 Euro für ihre Anteilscheine, teilte Schaeffler am Dienstag mit. Eine Mindestannahmequote sei nicht vorgesehen. Schaeffler sagte zu, Continental nicht zu zerschlagen und keine Arbeitsplätze zu streichen. Auch einen Verkauf des Reifengeschäfts werde es nicht geben.

„Wir wollen eine starke deutsche Lösung und einen globalen Führer der Kfz-Industrie schaffen", sagte Schaeffler-Chef Jürgen Geißinger. Das eigene Haus sei stark bei mechanischen Komponenten, Conti bei Kfz-Elektronik und Reifen. „Das ergänzt sich ganz hervorragend.“ Schaeffler könne das geplante Engagement über die eigene Finanzstärke und ein Bankenkonsortium vollständig finanzieren, betonte Geißinger. Mittel von Continental, etwa durch einen Verkauf von Konzernteilen, benötige man nicht.

Continental reagierte reserviert. „Wir prüfen das Übernahmeangebot und melden uns zu gegebener Zeit mit gegebenen Mitteln“, sagte ein Sprecher. Investoren rechnen offenbar mit einer höheren Offerte: Der Aktienkurs zog nach Veröffentlichung des Angebots um fast zwölf Prozent auf bis zu 73,42 Euro an und lag damit deutlich über dem Gebot.

Am Dienstagnachmittag beriet der Conti-Aufsichtsrat über das Übernahmeangebot. Die Gewerkschaft IG BCE forderte anschließend eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung in der kommenden Woche, um über Abwehrstrategien gegen die Pläne der Schaeffler-Gruppe zu beraten. „Wir haben außerordentlich große Bedenken gegen die Übernahme“, erklärte IG-BCE-Vorstandsmitglied Werner Bischoff, der auch stellvertretender Aufsichtsratschef von Continental ist.

Der Dax-Konzern hat bereits die Finanzaufsicht Bafin eingeschaltet. Eine Sprecherin der Behörde bestätigte dem Tagesspiegel, Conti in einem Brief darauf hingewiesen, dass Schaeffler bereits Zugriff auf einen erheblichen Anteil an Conti-Aktien habe und nach Ansicht der Anwälte zu einem Pflichtangebot an alle Continental-Aktionäre verpflichtet sei.

Schaeffler-Manager Geißinger streitet Verstöße gegen das Wertpapierhandelsgesetz ab. „Wir orientieren uns an gesetzlichen Regeln“, betonte er. Nach seinen Angaben hat Schaeffler bereits knapp drei Prozent der Conti- Aktien gekauft und sich weitere rund 33 Prozent indirekt gesichert, vor allem über Geschäfte mit Banken. Das Familienunternehmen sei mit einer strategischen Beteiligung von gut 30 Prozent zufrieden und strebe nicht notwendigerweise eine Mehrheit an, sagte Geißinger. Ob Schaeffler seine Pläne auch gegen den Willen von Continental durchsetzen will, ließ er offen.

Zu den denkbaren Abwehrmaßnahmen von Conti gehört etwa eine Kapitalerhöhung. Der Reifenhersteller kann einem Hauptversammlungsbeschluss zufolge bis zu 36 Prozent neue Aktien mit Bezugsrecht ausgeben, darüber hinaus ohne Bezugsrecht neun Prozent. Das würde eine Übernahme beim derzeitigem Kurs um knapp vier Milliarden Euro verteuern.

Branchenexperten sehen noch große Hürden bis zum Zustandekommen eines Deals. Gegen den Widerstand des Conti-Managements dürfte es schwer werden, das Unternehmen zu führen. Nach Ansicht von Martin Schwarzer, Partner des Beratungsunternehmens Pricewaterhouse-Coopers, gibt die geplante Übernahme „ein klares Signal Richtung Konsolidierung in der deutschen Automobilzuliefererindustrie“. Für die westeuropäische Branche sei nur noch ein begrenztes Absatzwachstum möglich. „Die von den Herstellern eingeforderten Preisnachlässe können nur noch begrenzt über Produktivitätssteigerungen verdient werden“, sagte Schwarzer dem Tagesspiegel.

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