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Eine Raffinerie des französischen Versorgers Total in Donges im Westen Frankreichs.

© REUTERS

Erdöl: Umsatz von Energiekonzernen im freien Fall

Der niedrige Erdölpreis bereitete Energieversorgern im vergangenen Quartal große Probleme.

Der Ölpreis ist weltweit seit Monaten im freien Fall. Was Kunden an der Zapfsäule oder im eigenen Heim wahrscheinlich freut, ist für Energiekonzerne eine Katastrophe. Wie erwartet dramatisch fielen deshalb auch die am Donnerstag veröffentlichten Geschäftszahlen der drei großen Energieunternehmen Royal Dutch Shell, Eni und ConocoPhillips aus. Eines haben alle gemeinsam: Ihre Gewinne brechen ihnen weg, die italienische Eni und der amerikanische ConocoPhillips-Konzern geraten sogar weit in die Verlustzone. Die Unternehmen reagieren mit Investitionskürzungen und massivem Stellenabbau.

Royal Dutch Shell schafft noch ein Plus

Der niederländische Versorger Shell erwartet für das abgelaufene dritte Quartal einen Gewinn nach Steuern von 1,8 Milliarden Dollar. Dies bedeutet ein Minus von 70 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Insbesondere Abschreibungen auf Investitionen wirkten sich negativ auf das Ergebnis aus, erklärte der Konzern. Die zuletzt stark kritisierte Exploration von Erdöl- und Ölschiefervorkommen in Alaska und Kanada rentieren sich nur bei einem hohen Erdölpreis. Insbesondere der Erdölgewinnung aus Ölschiefer ist sehr kostenintensiv. Als Reaktion auf die Gewinneinbrüche kündigte Shell-Finanzchef Simon Henry ein umfangreiches Stellenabbauprogramm an: Von den bisher rund 100.000 Mitarbeitern sollen weltweit 7500 das niederländische Unternehmen verlassen. Die geplante Übernahme des britischen Gas-Spezialisten BG für 70 Milliarden Dollar sei aber nicht gefährdet, so der Konzern weiter. Anleger reagierten nur verhalten auf den Gewinneinbruch. Die Aktie des niederländischen Unternehmens gab am Donnerstag um 0,94 Prozent auf 24,21 Euro nach.

Größter italienischer Versorger schreibt rote Zahlen

Der italienische Eni-Konzern rutschte in Folge des niedrigen Rohölpreises in die roten Zahlen und kam auf einen Nettoverlust von 952 Millionen Euro, nachdem im Jahr zuvor noch einen Überschuss von 1,7 Milliarden Euro erwirtschaftet wurde. Ähnlich erging es dem amerikanischen Konzern ConocoPhillips. Hier betrug der Quartalsverlust 1,1 Milliarden Dollar, nach einem Gewinn von 2,7 Milliarden im Jahr zuvor. Der amerikanische Versorger ConocoPhillips reduzierte sein Investitionsvolumen um 800 Millionen Euro auf 10,2 Milliarden Euro. Man erwarte zukünftig einen Markt, der von einem niedrigen und stärker schwankendem Ölpreis geprägt ist, erklärte Konzernchef Ryan Lance. Die Eni-Aktie gab am Donnerstag um 1,29 Prozent auf 14,93 Euro nach. Conoco-Phillips rutschte um 1,48 Prozent auf 47,15 Euro ab.

Branche vor Umbruch

Die Erdölbranche steht aufgrund des historisch niedrigen Ölpreises seit einigen Monaten unter Druck. Ein Barrel (159 Liter) der Marke Brent kostet momentan 49,22 US-Dollar, rund 60 Prozent weniger als noch vor 18 Monaten. Branchenexperten rechnen damit, dass der Ölpreisverfall alleine in den USA 600.000 Arbeitsplätze kosten könnte. Insbesondere in der Dienstleistungsbranche ist mit Stellenkürzungen zu rechnen. Der Marktführer im Bereich Erdölexploration, das niederländische Unternehmen Schlumberger, kündigte bereits vor einigen Wochen die Streichung von weltweit 20.000 Stellen an.

Daniel Mosler

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