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Wirtschaft: UMTS-Kosten belasten Branche und Staat

Experten: Spielregeln der Auktion nicht Schuld an Finanzproblemen / Weniger Geld für den Fiskus

Berlin (brö). Am Niedergang von Mobilcom sind nach Ansicht von Experten nicht die Spielregeln der UMTS-Lizenzversteigerung vom August 2000 Schuld. „Niemand hat die Unternehmen gezwungen, insgesamt 51 Milliarden Euro für eine Lizenz zu bezahlen“, sagte Werner Stäblein, Telekommunikations-Fachmann der ING BHF-Bank, am Freitag dem Tagesspiegel. Auch Elmar Wolfstetter, Wirtschaftsprofessor und Auktions-Experte an der Berliner Humboldt-Universität, hält die Versteigerung für fair. „Die Konsortien hätten früher aus dem Bieterverfahren aussteigen können – haben dies aber nicht getan, weil sie glaubten, dass sich die Investition eines Tages rechnen wird“, sagte Wolfstetter, der damals den Mobilfunker Mannesmann in taktischen Fragen beraten hat. In der Vergangenheit hatte die Unionsfraktion im Bundestag der Koalition vorgeworfen, die Branche mit der Versteigerung in die Krise getrieben zuhaben. Auch der vom Aus bedrohte Mobilcom-Konzern hatte mit der Hilfe von France Télécom (FT) für acht Milliarden Euro eine Lizenz ersteigert.

Eine nachträgliche Änderung der Auktionsbedingungen , wie FT sie fordert, lehnt Wolfstetter ab. „Eine Fusion zweier UMTS-Anbieter würde den Wettbewerb auf dem Markt bremsen“, befand er. FT hatte den Auktions-Veranstalter, die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP), am Freitag kritisiert, weil sie sich gegen eine Fusion von Mobilcom mit einem anderen Anbieter gewandt hatte. „FT kannte vor der Auktion die Regeln – sie müssen nun weiter gelten, damit die Wettbewerber nicht benachteiligt werden“, erklärte Wolfstetter.

Nicht nur die Unternehmen, auch den Staat können die Lizenzen noch lange belasten – trotz der hohen Einnahmen aus der Versteigerung. Grund: Die Unternehmen können die UMTS-Ausgaben als Investition ansetzen und steuerlich abschreiben. Schätzungen zufolge könnten dem Staat dadurch bis 2020 rund 20 Milliarden Euro an Körperschaft- und Gewerbesteuern verloren gehen. Bislang halten sich die Verluste Steuerfachleuten zufolge indes in Grenzen. „Die meisten UMTS-Unternehmen schreiben derzeit Verluste – daher wäre es töricht von ihnen, schon jetzt von der Steuerminderung Gebrauch zu machen“, sagt Winfried Fuest vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW).

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