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Wirtschaft: UMTS-Versteigerung: Bitte akzentfrei (Gastkommentar)

Auf die Akzente kommt es an. Was meint der Regierungssprecher wohl, wenn er sich bei der Verwendung der Milliarden-Erlöse für neue Mobilfunk-Frequenzen (UMTS) eisern sparsam gibt und zugleich sagt, der Bundeskanzler werde bei seiner Reise durch die neuen Bundesländer ein paar Akzente setzen?

Auf die Akzente kommt es an. Was meint der Regierungssprecher wohl, wenn er sich bei der Verwendung der Milliarden-Erlöse für neue Mobilfunk-Frequenzen (UMTS) eisern sparsam gibt und zugleich sagt, der Bundeskanzler werde bei seiner Reise durch die neuen Bundesländer ein paar Akzente setzen? Soll das heißen, Gerhard Schröder ("Aufbau Ost ist Chefsache") könnte zwischen Zwickau und Rostock die ein oder andere Milliarde fallen lassen? Die Ost-Bürgermeister und Ministerpräsidenten fänden daran ein Wohlgefallen; die beschenkten Bürger auch.

Aber der Finanzminister nicht. Denn ist der Hahn erst einmal geöffnet, gibt es kein Zudrehen mehr. Dann kann das lustige Spiel beginnen: Was machen wir Schönes mit 60 Milliarden Mark? Die Expo sanieren, den Transrapid bauen, die notleidenden Sozialkassen füllen - und Berlin die vierte Oper schenken. (Oder war es die fünfte?)

Und wenn dann immer noch etwas übrig ist, oder die Versteigerung vielleicht 70 oder 80 Milliarden Mark erbracht hat, dann erlassen wir der Wirtschaft ihren Beitrag zum NS-Entschädigungsfonds und finanzieren obendrein noch ein Anti-Nazi-Programm.

Nein und abermals Nein. Der Abgeordnete Wilhelm Schmidt spricht von "Teilbeträgen geringen Umfangs", die man abzweigen könnte. Das ist viel zu viel. Und der Regierungssprecher spricht von Akzenten. Das ist der falsche Akzent. Den richtigen Akzent setzt Hans Eichel. Und der ist einfach zu verstehen: Wir tilgen Schulden, sparen Zinsen und schaffen so überhaupt erst die Voraussetzungen dafür, künftig wieder wohltätig sein zu können. Ein ausgeglichener Haushalt im Jahr 2006, ohne Neuverschuldung, das muss das Ziel bleiben.

Soweit die Seite derer, die das Geld einnehmen. In der Haut jener, die es derzeit ausgeben, möchte man freilich auch nicht stecken. Als müsste er sich Mut zusprechen, hat Mobilcom-Chef Gerhard Schmid den Deutschen in Gedanken schon mal 80 Millionen Handys in die Hand gedrückt. Zugleich sind alle bietenden Konzerne in gesamteuropäische Konsortien eingebunden. Wird daraus tatsächlich ein grandioser Markt, auf dessen florierende mobiltelefonierende Zukunft - von den Stränden Italiens bis in die Wälder Finnlands - man ruhig ein paar Milliarden versteigern kann? Genau weiß das eben keiner. Nicht die Deutsche Telekom aus Bonn, nicht Hutchison Whampoa aus Hongkong. Aber schon gar nicht der besorgte Beobachter, der fürchtet, er bekomme dafür später als Telekom-Kunde die Rechung.

Rainer Hank

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