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Umweltbundesamt: Zweifel an der Stromlücke

Das Umweltbundesamt sieht keine Gefahr für Versorgungssicherheit beim Strom, wenn Klimabeschlüsse umgesetzt werden. Die Deutsche Energieagentur sieht das anders.

Die staatliche Deutsche Energieagentur (Dena) hatte vor zwei Wochen vor einer Stromlücke im Jahr 2020 von 15800 Megawatt Leistung gewarnt. Das entspricht in etwa 15 Großkraftwerken. Die Dena forderte deshalb, die Laufzeiten der Atomkraftwerke zu verlängern. Allerdings zweifeln immer mehr Fachleute an diesen Annahmen.

So kommt das Umweltbundesamt (UBA) in einer aktuellen Studie zu dem Schluss, dass „die Versorgungssicherheit bis 2020“ wegen des Atomausstiegs „nicht in Gefahr“ sei. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die Klimabeschlüsse der Bundesregierung umgesetzt würden. Bis 2020 müsste der Stromverbrauch durch Effizienzsteigerungen um elf Prozent im Vergleich zu 2005 sinken. Zudem müsste der Anteil des Stroms aus Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) wie geplant auf 25 Prozent steigen, der Anteil von Strom aus erneuerbaren Energiequellen auf 30 Prozent. Dafür müssten nach UBA-Angaben auch keine „über die heute schon im Bau befindlichen Kohlekraftwerke“ mehr gebaut werden.

Der Saarbrücker Professor Uwe Leprich von der Hochschule für Technik und Wirtschaft sagte dem Tagesspiegel: „Ich sehe keine Stromlücke.“ Der Energieexperte kritisiert die Dena-Annahme für einen Zubau von KWK-Anlagen von 5766 Megawatt als zu niedrig. Bis 2020 müssten es mindestens 10000 Mewagatt sein, sagt er. Die Dena-Annahme einer Jahreshöchstlast von 73 000 Megawatt 2020 hält Leprich dagegen für zu hoch. Er nimmt eine Stromeinsparung von zehn Prozent bis 2020 an und kommt auf eine Jahreshöchstlast von 69000 Megawatt. Derzeit beträgt sie 83 700 Megawatt. Den größten Fehler sieht Leprich bei der Dena-Annahme, dass die Energiekonzerne bis 2020 alle 45 Jahre alten Kohlekraftwerke vom Netz nehmen. „So kann man nicht rangehen“, sagt er. Die Bundesnetzagentur habe erst im November 2007 einen Monitoringbericht vorgelegt, der auf einer Befragung der Kraftwerksbetreiber beruhte. Bis 2020 wollen diese demnach lediglich 2400 Megawatt Leistung vom Netz nehmen. Wird dann noch die Leistung der Atomkraftwerke von etwa 20 300 Megawatt abgezogen, bleibt eine Kraftwerksleistung von 60000 Megawatt. Allerdings warnt Leprich: „Wenn die Klimabeschlüsse der Regierung nicht ernst genommen werden, dann bekommen wir irgendwann ein Problem.“

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