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Umweltverschmutzung: RWE prüft 66.000 Hochspannungsmasten auf Bleigehalt

Der bleihaltige Anti-Rostschutz von RWE-betriebenen Hochspannungsmasten könnte in großem Umfang die Böden in mehreren Bundesländern verseucht haben. Blei kann das Nervensystem schädigen und sich in Knochen anreichern.

Der Energieversorger RWE (Dortmund) hat die Untersuchung von Böden auf eine erhöhte Bleibelastung im Umkreis von älteren Strommasten erheblich ausgeweitet. In die Überprüfung würden jetzt auch die Standorte von bundesweit 66.000 Hochspannungsmasten einbezogen, sagte RWE-Sprecher Marian Rappl dem Bielefelder "Westfalen-Blatt". Allein 24.000 dieser Masten stünden in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen. Betreiber dieser 24.000 Masten sind die RWE-Regionalgesellschaften Rhein-Ruhr und Westfalen-Weser-Ems.

Auch Hochspannungsmasten (110.000 Volt) seien mit einem bleihaltigen Rostschutzanstrich versehen worden, sagte Rappl. Die RWE hatte bereits bei den sogenannten Höchstspannungsmasten Bodenbelastungen durch Blei festgestellt. Höchstspannungsmasten (380.000 und 220.000 Volt) zählen zum Fernnetz. Sie sind 50 bis 70 Meter hoch. Hochspannungsmasten sind wesentlich kleiner. Nach Angaben von RWE sind die Schadstoffe nicht nur durch Verwitterung der Farbe und Abwaschung durch Regenwasser in den Boden gelangt. Es gebe auch den Verdacht, dass Wartungs- und Anstricharbeiten an den Masten nicht korrekt durchgeführt wurden, teilte RWE den Bodenschutzbehörden mit. Möglich sei, dass entgegen der Arbeitsanweisungen der Boden nicht richtig abgedeckt wurde, sagte Rappl.

Nach Angaben von RWE sind 10.000 der 20.000 Höchstspannungsmasten mit dem bleihaltigen Rostschutzmittel gestrichen worden. 5000 dieser hohen Masten befänden sich auf landwirtschaftlichen Flächen. Diese Flächen seien besonders gefährdet. Von wie vielen der 66.000 Hochspannungsmasten eine Gefahr ausgehe, werde derzeit ermittelt.

Besonders betroffen: Gemüseanbauflächen

Blei schädigt unter anderem das Nervensystem und reichert sich in Knochen an. Mit den Bodenuntersuchungen hatte RWE das Bielefelder Institut für Umwelt-Analyse beauftragt. Das Institut habe in Ackerflächen Bleibelastungen festgestellt, die sehr deutlich über dem Grenzwert lägen, schreibt die Zeitung. Besonders Gemüseanbauflächen seien betroffen. Nach einer internen Mitteilung der RWE an die örtlichen Behörden könne es auch auf Grünlandflächen im Gras zur Überschreitung des Bleihöchstwertes nach der Futtermittelverordnung kommen.

Die bleihaltigen Rostschutzanstriche seien bundesweit bis 1960 bei Stahlkonstruktionen aller Energieversorger und öffentlichen Brücken verwendet worden, hatte Rappl kürzlich bereits erklärt. Seit Mitte der 90er Jahre verwende RWE bleifreie Anstriche. RWE-Höchstspannungsmasten stehen auch in Hessen, Bayern und Baden-Württemberg.

Nach dem von RWE vorgelegten Gutachten reicherten sich durch Regenwasser oder Reparaturarbeiten Schadstoffe aus den Rostschutzmitteln im unmittelbaren Umkreis der Masten von mehreren Metern an, hatte das Umweltministerium von Nordrhein-Westfalen kürzlich mitgeteilt. In Einzelfällen würden die gesetzlichen Grenzwerte überschritten. Es bestehe aber keine akute Gesundheitsgefahr für die Bevölkerung. In Kleingärten, in denen Kinder spielen, könne ein Bodenaustausch nötig werden. (mpr/dpa)

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