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Wirtschaft: „Unmoralische“ Entwicklungspolitik

Regierungsoffizielle bedienen sich für gewöhnlich einer diplomatischen Sprache oder reden gar in Chiffren, wenn es um Fragen der Entwicklungspolitik geht. Es lässt daher aufhorchen, wenn der amerikanische Handelsbeauftragte Robert Zoellick das Verhalten der europäischen Verbündeten „unmoralisch“ und „technikfeindlich“ findet.

Regierungsoffizielle bedienen sich für gewöhnlich einer diplomatischen Sprache oder reden gar in Chiffren, wenn es um Fragen der Entwicklungspolitik geht. Es lässt daher aufhorchen, wenn der amerikanische Handelsbeauftragte Robert Zoellick das Verhalten der europäischen Verbündeten „unmoralisch“ und „technikfeindlich“ findet. Zoellick spricht damit die beharrliche Weigerung der Europäischen Union (EU) an, die Einfuhr genetisch veränderter Nahrungsmittel zu akzeptieren. Darüber streiten sich die USA, die eine liberalere Haltung vertreten, und die Europäer seit Monaten. Vor wenigen Wochen erst hatten sich die Europäer auf eine restriktive Haltung bei gentechnisch veränderten Lebensmitteln verständigt. Darin sehen die USA ein Handelshemmnis. Europa hat lange gesundheitliche Bedenken vorgeschoben, um Handelsbeschränkungen anordnen zu können – wie zum Beispiel das Einfuhrverbot für hormonbehandeltes Rindfleisch. Richtig schlimm aber ist, dass Europa jetzt auch afrikanische Länder drängt, amerikanische Nahrungsmittelhilfe abzulehnen, obwohl dort Millionen Menschen unterernährt sind oder verhungern. Sambias Präsident Levy Mwanawasa beispielsweise hat im Oktober 26 000 Tonnen Lebensmittel zurückgewiesen. Aus Sorge, der Blütenstaub genetisch veränderten Getreides könnte in seinem Land das konventionell angebaute Getreide befruchten – was wieder die Europäer verärgern könnte. Der USHandelsbeauftragte Zoellick behauptet nun, die europäischen Länder machten ihre Wirtschaftshilfe an Entwicklungsländer davon abhängig, dass diese genetisch verändertes Getreide verbieten. „Unmoralisch“ sei das passende Wort dafür. Genverändertes Getreide ist von strengsten Behörden als sicher erklärt worden und konnte nie mit irgendeiner Krankheit, Allergie oder einem Todesfall in Verbindung gebracht werden. Gentechnik schafft billigere und gesündere Nahrungsmittel, steigert die Produktion und ist die Zukunftshoffnung vieler armer Länder. „Ich beobachte etwas, das mich beunruhigt", sagt Zoellick ganz offen. „Die unwissenschaftliche Meinung der Europäer verbreitet sich in anderen Teilen der Welt – man verweigert den Afrikanern Lebensmittel, die Sie und ich in den USA ohne Gefahr essen und lässt sie statt dessen verhungern.“ Hart, aber wahr.

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