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Wirtschaft: „Unsere Kritik betrifft keinen Mittelständler“

Viele Mittelständler fühlen sich zu Unrecht von der SPD beschimpft. Es geht uns nicht um pauschale Unternehmerkritik, sondern um gefährliche Tendenzen, etwa Hedgefonds oder PrivateEquity-Gesellschaften, die Unternehmen aufkaufen und zerschlagen, oder Manager wie Herr Ackermann, die unersättlich in ihrer Profitgier sind.

Viele Mittelständler fühlen sich zu Unrecht von der SPD beschimpft.

Es geht uns nicht um pauschale Unternehmerkritik, sondern um gefährliche Tendenzen, etwa Hedgefonds oder PrivateEquity-Gesellschaften, die Unternehmen aufkaufen und zerschlagen, oder Manager wie Herr Ackermann, die unersättlich in ihrer Profitgier sind. Kein Mensch ist dagegen, dass Eigenkapital verzinst werden muss und dass es einen Risikozuschlag geben muss. Unsere Kritik betrifft keinen Mittelständler. Im Gegenteil: Die Mittelständler sind Opfer der überzogenen Renditeziele der Kapitalmärkte und Banken. Millionen von Mittelständlern würden mehr investieren, wenn sie die Finanzierung hinbekämen.

Aber auch die Mittelständler müssen sich doch dem globalen Wettbewerb stellen.

Dagegen sagt kein Mensch was. Man muss bloß weg von dem Shareholder Value hin zum Stakeholder Value, also der Frage, was ein Unternehmen allen Beteiligten bringt. Nicht nur Aktionären, sondern auch den Mitarbeitern, den Kommunen, der Gesellschaft ingesamt.

Der Mittelstand, den Sie so loben, ist doch das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Ist es also doch alles nicht so schlimm?

Viele Mittelständler sind als Zulieferer mit den Großunternehmen verbunden. Wenn sie ausgequetscht werden wie eine Zitrone, dann können sie sich nicht wehren. Wir können auch dem Mittelstand nur helfen, wenn bei den großen Unternehmen wieder Maß und Ziel einkehrt.

Wie schlecht ist das System Kapitalismus?

Kapitalismus pur ist eine Bedrohung für den sozialen Zusammenhalt und den inneren Frieden. Ein gebändigter Kapitalismus in einer sozialen Marktwirtschaft ist ein dynamisches Projekt für Wohlstand und Entwicklung. Das ist wie mit dem Feuer: Wenn es unkontrolliert lodert, richtet es Unheil ein. Wenn es im Ofen richtig verwahrt ist, dann kann man damit unglaublich viel machen.

Reichen denn Appelle oder braucht es Gesetze?

Bisher haben wir nur diskutiert, was der Staat für den Standort Deutschland tun kann. Wir haben aber unsere Hausaufgaben gemacht und die Rahmenbedingungen der Wirtschaft in einer Weise verbessert, von der man in der Kohl-Zeit nur träumen konnte. Jetzt muss die Gegenleistung kommen. Die Menschen müssen in die nationale und internationale Arbeitsteilung integriert werden. Und diese Aufgabe muss die Wirtschaft leisten. Den sozialen Frieden in Deutschland nehmen die Unternehmen hin wie die Luft zum Atmen, dabei ist er eine gesellschaftliche Leistung, und daran müssen sie mitwirken. Ob Gesetze notwendig sind, wird das Verhalten der Unternehmen in den nächsten Monaten zeigen.

Das Gespräch führte Moritz Döbler.

Ludwig Stiegler (61) aus der Oberpfalz ist stellvertretender

Vorsitzender der SPD-Fraktion im Bundestag und zuständig für Wirtschaftsfragen. Von Beruf ist er Rechtsanwalt.

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