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Deutsche Bahn

© dpa

Manipulation: Bahn bezahlte verdeckte Werbung

Mit manipulierten Umfragen hat die Deutsche Bahn versucht, im Jahr 2007 die öffentliche Meinung günstig zu beeinflussen. Die Debatte um den Lokführerstreik und den Börsengang sollte im Sinne des Unternehmens geführt werden.

Berlin - Die Deutsche Bahn hat eingeräumt, im Jahr 2007 verdeckte Werbe- und PR-Aktionen in Auftrag gegeben zu haben. Dafür habe sie 1,3 Millionen Euro ausgegeben. Mit manipulierten Umfragen und Beiträgen in den Medien habe sie versucht, die Debatte um den Börsengang und um den Lokführerstreik „massiv“ zu ihren Gunsten zu beeinflussen, erklärte die PR-kritische Organisation Lobbycontrol am Donnerstag. „Diese Methoden der Manipulation von Öffentlichkeit und Politik sind absolut inakzeptabel“, sagte Ulrich Müller, der geschäftsführende Vorstand, dieser Zeitung.

Nach Erkenntnissen von Lobbycontrol hat die Bahn die Agentur European Public Policy Advisers beauftragt. Diese wiederum habe die Denkfabrik Berlinpolis eingeschaltet. Berlinpolis veröffentlichte 2007 Umfragen zur Debatte um Streik und Privatisierung, die laut Lobbycontrol „zu bahnfreundlichen Ergebnissen“ führten. Eine Umfrage kam zu dem Schluss, dass sich eine Mehrheit der Bürger Bahn-Aktien kaufen wolle, eine andere, dass die Stimmung zu Ungunsten der Lokführer kippe. „Berlinpolis hat in der Vergangenheit immer Beziehungen zur Bahn bestritten“, sagte Müller. Welche PR-Kanäle  die Bahn benutzte, habe sie nicht offenlegen wollen. „Die Bahn muss jetzt alle Karten auf den Tisch legen“, verlangte er.

Bahn-Chef Rüdiger Grube erklärte, er lehne „diese Form der PR-Maßnahmen entschieden ab“. Solche Aktivitäten seien mit dem Grundsatz eines transparenten und redlichen Dialogs mit der Öffentlichkeit nicht vereinbar. „Ich werde umgehend die notwendigen Konsequenzen daraus ziehen, um auch hier den zugesagten Neubeginn in der Unternehmenskultur zu dokumentieren.“ Berlinpolis-Leiter Daniel Dettling war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Grube bestätigte zudem dem „Handelsblatt“, dass der ehemalige Oberstaatsanwalt Wolfgang Schaupensteiner, bis Mitte Mai oberster Korruptionsbekämpfer des Konzerns, von sich aus die Vernichtung von Beweismaterial im Datenschutzskandal angeordnet habe. Auch Schaupensteiner war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. brö

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