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Wirtschaft: Unternehmensverbände rechnen für 2000 mit mehr Wachstum in der Region

Der Wirtschaftsraum Berlin-Brandenburg holt wieder auf. "Wir rechnen bei den Dienstleistungen und beim Tourismus mit einen Aufschwung, der sich auch auf den Arbeitsmarkt auswirken wird", sagte Hartmann Kleiner, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg (UVB).

Der Wirtschaftsraum Berlin-Brandenburg holt wieder auf. "Wir rechnen bei den Dienstleistungen und beim Tourismus mit einen Aufschwung, der sich auch auf den Arbeitsmarkt auswirken wird", sagte Hartmann Kleiner, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg (UVB). Mit Wachstumsraten des Bruttoinlandsproduktes von zwei Prozent für Brandenburg und 1,5 Prozent für Berlin für dieses Jahr werde die Region bald nicht mehr Schlusslicht unter den Bundesländern sein.

Noch sei die wirtschaftliche Entwicklung aber von Licht und Schatten geprägt: Zwar legte der Dienstleistungssektor deutlich zu, bei der Industrie würden aber vor allem in Berlin noch weitere Kapazitäten abgebaut. "Leider werden wir auch im Jahr 2000 hier weitere Arbeitsplätze verlieren", sagte Kleiner.

Im vergangenen Jahr erzielte Berlin, laut UVB-Bericht mit einem Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,1 Prozent auf 157 Milliarden Mark erstmals ein gerinfügiges Plus, hinkte aber immer noch dem gesamtdeutschen Wachstum von 1,4 Prozent weit hinterher. Zu den Wachstumsmotoren zählte auch 1999 der Dienstleistungssektor. Hier konnten im vergangenen Jahr in der Bundeshauptstadt 20 000 neue Stellen geschaffen werden - 4,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Dieser erfreuliche Zuwachs wurde aber durch Arbeitsplatzverluste in der Industrie und besonders im Baugewerbe völlig aufgezehrt, wie Kleiner sagte. Gleichwohl gebe es innerhalb der Industrie auch Branchen, die sich postiv von diesem Trend absetzten. So sei im Kraftwagen- und Fahrzeugbau die Zahl der Beschäftigten um neun Prozent gestiegen. Allein BMW habe in Spandau die Zahl der Mitarbeiter um 140 auf 2080 erhöht.

Insgesamt nahm die Zahl der Arbeitslosen in Berlin auf 268 078 (Vorjahr: 273 038) ab. Dies entspricht einer Arbeitslosenquote von 17,9 (17,7) Prozent. Im gesamten Arbeitsmarktbezirk Berlin-Brandenburg sank die durchschnittliche Arbeitslosigkeit auf 491 115 (493 418). Bezieht man alle arbeitsmarktpolitischen Programme mit ein, so zeigt sich ein Defizit von 623 000 Stellen in Berlin und Brandenburg.

Auch Brandenburg holt bei der wirtschaftlichen Entwicklung langsam auf. Zwar fällt das Wirtschaftswachstum für 1999 mit 0,8 Prozent auf 79 Milliarden Mark weitaus geringer aus als 1998, als das Wachtsum noch bei 2,5 Prozent lag. Wie Kleiner sagte, liegt dies aber allein an einer veränderten statistischen Erhebung für das BIP, bei der erstmals die Verbrauchssteuern herausgerechnet werden. Für Brandenburg bedeute dies, dass allein 2,8 Milliarden Mark Mineralölsteuer, die etwa die PCK Raffinerie in Schwedt zu zahlen hat, herausgerechnet werden. Relativ stabil zeigt sich in den vergangenen Jahren in Brandenburg die Industriebeschäftigung. Positiv habe sich hier vor allem der Kraftwagen- und Fahrzeugbau - etwa bei DaimlerChrysler - in Ludwigsfelde ausgewirkt.

Das Aus für den Transrapid Hamburg-Berlin bezeichnete Kleiner dagegen nicht nur als Armutszeugnis für den Technologiestandort Deutschland, sondern als herber Rückschlag für die Region. Der UVB werde sich

jetzt mit aller Macht für die Anbindung des Flughafens Schönefeld mit dem Transrapid einsetzen. Postiv bewertete Kleiner den Ausgang der Parlamentswahlen in Berlin und Brandenburg, die der Region die erhofften stabilen Verhältnisse gebracht hätten. Hauptaufgabe der Landespolitik bleibe aber, die Haushalte weiter zu sanieren. Während der Verband die Berliner Pläne zum weiteren Verkauf von Landesvermögen begrüßte, verlangt er von Brandenburg "Mut zu unpopulären Sparschritten". Als eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Zeit sieht der Verband auch die zügige Umsetzung der notwendigen Umstrukturierung der Berliner Krankenhausversorgung.

Vor Schnellschüssen warnte Kleiner dagegen die Bundesregierung in der Zuwanderung- und Arbeitsmarktpolitik. Letzlich sei ein Einwanderungsgesetz notwendig, das die wirtschaftlichen Belange Deutschlands berücksichtigt. Den Vorschlag des Bundeskanzlers über eine Green Card, IT-Spezialisten ins Land zu holen, hält Kleiner an sich für richtig. Es müsse aber sichergestellt werden, dass die Arbeitsverhältnisse tatsächlich nur befristet seien. Kleiner rief in diesem Zusammenhang die Unternehmen in der Region auf, ihren tatsächlichen Bedarf an IT-Fachleuten auch beim Arbeitsamt zu melden. Nichts hält er vom Vorschlag von Arbeitsminister Riester, Flüchtlingen und Asylbewerbern eine Arbeitserlaubnis zu erteilen. Damit käme es nur zu einem noch stärkern Verdrängungswettbewerb bei den niedrig-qualifizierten Arbeitsstellen.

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