zum Hauptinhalt
detroit motor show

© AFP

US-Automarkt: Volles Tempo

Der US-Automarkt schrumpft, aber deutsche Hersteller rechnen trotzdem mit einem steigenden Absatz. Der deutsche Branchenverband VDA zeigte sich zum Auftakt der Detroit Motor Show optimistisch.

Detroit - In den USA werden immer weniger Autos verkauft – die deutschen Hersteller lassen sich davon aber nicht beirren. Der Branchenverband VDA zeigte sich zum Auftakt der US-Automesse in Detroit am Sonntag optimistisch, dass Daimler, BMW, Volkswagen & Co. in diesem Jahr auf dem schrumpfenden US-Markt weiter wachsen werden. „Wir sind zuversichtlich, dass wir auch im laufenden Jahr unseren Marktanteil auf dem US-Markt weiter steigern können, und sehen gute Chancen, die Eine-Millionen-Marke in naher Zukunft zu knacken“, sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann.

Im vergangenen Jahr verkauften die Deutschen rund 948 000 Fahrzeuge auf dem mehr als 16 Millionen umfassenden Neuwagenmarkt in den USA. Das waren drei Prozent mehr als im Vorjahr. Damit profitieren die Deutschen – neben den dominanten Japanern und Koreanern – von der anhaltenden Krise der US-Autokonzerne General Motors (GM), Chrysler und Ford. Doch der Gegenwind für die Hersteller aus Europa wird stärker.

Die Krisenzeichen auf dem US-Automarkt, immer noch dem größten der Welt, mehren sich. Die sich deutlich abschwächende US-Konjunktur, hohe Rabatte sowie die schwelende Immobilienkrise werden sich negativ auf den US-Automarkt auswirken. Erich Merkle, Autoanalyst der Beratungsfirma IRN, erwartet, dass der US-Markt 2008 auf deutlich unter 16 Millionen verkaufte Autos fallen wird. Bereits 2007 hatte der US-Automarkt sein schlechtestes Verkaufsjahr seit 1998.

Schwieriger dürfte es für die deutschen Hersteller im US-Markt auch durch den anhaltend schwachen Dollarkurs werden, der auf die Margen drückt. So räumte BMW bereits ein, 2007 erneut Wechselkursverluste im dreistelligen Millionenbereich eingefahren zu haben. BMW und Daimler bauen bei ihrer Währungsstrategie deshalb neben Absicherungsgeschäften verstärkt auf das sogenannte „natural hedging“ („natürliche Währungsabsicherung“). Gemeint ist die verstärkte Fertigung im Dollarraum, wodurch auch die Kosten in Dollar anfallen. Auch im Volkswagen-Konzern, der sich ehrgeizige Absatzziele in den USA gesetzt hat, wird laut über ein Werk in Nordamerika nachgedacht. Vorstandschef Martin Winterkorn hat entsprechende Pläne am Sonntag bestätigt – und gab zugleich einen neuen Absatzrekord für 2007 bekannt: Die Gruppe steigerte die Verkäufe insgesamt um 7,9 Prozent auf 6,2 Millionen Fahrzeuge, angetrieben von einem starken Wachstum in China und Südamerika

Trotz der aktuellen Nachfrageschwäche und Währungsrisiken geht es für die deutschen Autobauer auf dem US-Automarkt überwiegend aufwärts. Die Konzerne setzen auf das Premiumsegment, saubere Dieselmotoren und Kleinwagen, wie VDA-Chef Wissmann betonte. Der neue BMW 1er Coupé und der neue Smart Zweisitzer werden etwa 2008 auf dem US-Markt Premiere feiern. Deutsche Konzerne wollen so von dem wachsenden Interesse der Amerikaner an spritsparenden Wagen profitieren. Ein Trend, den die US-Hersteller lange Zeit verschlafen hatten.

Auch Daimler-Chef Dieter Zetsche zeigte sich optimistisch für 2008. In den USA hatte Daimler im vergangenen Jahr den Absatz um zwei Prozent auf 253 400 Fahrzeuge steigern können. Die Pkw-Sparte wird 2008 sechs Modelle erneuern und zwei komplett neue Fahrzeuge auf den Markt bringen: Das CLC-Coupé sowie den kleinen Geländewagen GLK, der in Detroit als seriennahe Studie vorgestellt wird.

Die US-Autobauer, die noch immer stark von sportlichen Geländewagen und Pick-up-Trucks abhängig sind, rollen 2008 auf ein Schicksalsjahr zu. GM-Chef Rick Wagoner kündigte zwar in Detroit an, er werde in den nächsten vier Jahren 16 neue Hybrid-Autos auf den Markt bringen; die drei großen US-Autobauer richten sich mit der Reduzierung der Produktion aber schon auf eine neue Talfahrt ein.

Große Gewinner auf dem US-Markt sind die Asiaten. Während sich deutsche Autobauer als Premiumhersteller nur im Mittelfeld bewegen, kommen Japaner und Koreaner auf mehr als 40 Prozent Marktanteil. Der Höhenflug wird sich wohl auch 2008 fortsetzen. Der führende japanische Autobauer Toyota, der GM 2007 vom Thron des weltweit absatzstärksten Autobauers stieß, kündigte bereits an, seine Produktion in den USA weiter auszuweiten. Und den Absatz wollen die Japaner in den USA trotz der Krisenzeichen am US-Markt erneut um ein bis zwei Prozent steigern. Von der Nachfrage nach kleineren Fahrzeugen könnten vor allem Japaner profitieren, erwartet Maria Bissinger, Auto-Analystin der Ratingagentur Standard & Poor’s.HB

Carsten Herz

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false