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Wirtschaft: US-Computerkonzerne irritieren die Börse

IBM, AMD und Sun enttäuschen, Microsoft zahlt erstmals eine Dividende, Ebay verdient glänzend

Berlin /New York (msh/mot/pf/dpa). Mit Kursabschlägen haben die Börsen am Freitag auf die jüngsten Zahlen wichtiger Technologieunternehmen aus den USA reagiert. Der Dax gab unter dem Druck schwacher HightechAktien bis zum Börsenschluss um 4,4 Prozent auf 2918 Punkte nach.

Für schlechte Stimmung hatte die amerikanische Computerbranche gesorgt: Der Gewinn von Branchenprimus IBM hat sich im vergangenen Jahr halbiert, der Chiphersteller AMD und der Großrechner-Anbieter Sun Microsystems machten Milliardenverluste. Angsichts dieser Häufung von Negativmeldungen fiel kaum noch ins Gewicht, dass der weltgrößte Softwarekonzern Microsoft nach erneuten Milliardengewinnen erstmals eine Dividende an seine Aktionäre ausschütten will. Und auch der Erfolg des führenden Online-Auktionshauses Ebay wurde an der Börse ignoriert. Obwohl sich der Gewinn im letzten Quartal 2002 mehr als verdreifachte und auch die Prognose für 2003 angehoben wurde, gab die Aktie nach. Grundlage für die Gewinne ist eine rasante Ausweitung des Geschäfts. Ebay erhöhte den Umsatz im vierten Quartal um 89 Prozent auf 413,9 Millionen Dollar. Der Gewinn stieg von 25,9 Millionen auf 87 Millionen Dollar.

Widersprüchliche Prognosen für 2003

Hintergrund für die Probleme der Branche, die am Freitag im Mittelpunkt des Interesses an den Börsen standen, ist die Investitionszurückhaltung der Unternehmen. Ob sich im Laufe des Jahres daran etwas ändert, ist Gegenstand widersprüchlicher Prognosen. Hoffnung auf eine Erholung macht das Marktforschungsinstitut Gartner. Nach einer am Freitag vorgestellten Studie wuchs der weltweite PC-Markt 2002 um 2,7 Prozent im Vergleich zur entsprechenden Vorjahreszeit.

Pessimistischer ist das IT-Beratungsunternehmen Metagroup. „2003 wird das schwierigste Jahr für die Branche“, sagt Berater Peter O’Neill. Trotz der seit zwei Jahren anhaltenden Flaute versprächen sich die wenigsten Unternehmen Besserung im laufenden Jahr. Eine repräsentative Umfrage habe ergeben, dass 40 Prozent der Unternehmen 2003 weniger für IT-Investitionen einplanen, bei der Hälfte stagnieren die Ausgaben, nur zehn Prozent wollen mehr als 2002 investieren. „Die Zyklen, in denen etwa PCs ausgetauscht werden, sind länger geworden“, sagt O’Neill. Statt alle drei Jahre ihre Anlagen zu erneuern, nutzen die zum Sparen gezwungenen Unternehmen ihre Computer nun länger. Entsprechend gesättigt sei der Markt für Hardware und Softwarelizenzen.

Bei der Umstellung ihrer Geschäfte auf den veränderten Markt – weniger Neugeschäft bei Hard- und Software, mehr Beratung und Service – gehen die Unternehmen hohe Risiken ein. Dies zeigt das Beispiel IBM: So lastet der Kauf der Consultingfirma PricewaterhouseCoopers schwer auf dem Ergebnis. Der Jahresgewinn fiel um 53,7 Prozent auf 3,6 Milliarden Dollar. Bereits sechs Quartale in Folge meldet IBM nun schrumpfende Gewinne. Der Jahresumsatz sank um 2,3 Prozent auf 81,2 Milliarden Dollar.

Beim weltweit zweitgrößten PC-Chiphersteller AMD führten hohe Sonderbelastungen 2002 zu einem Verlust von 1,3 Milliarden Dollar nach einem deutlich kleineren Minus von gut 60 Millionen Dollar im Vorjahr. Der Umsatz sackte gegenüber 2001 um 31 Prozent auf 2,7 Milliarden Dollar ab. Die Advanced Micro Devices steht in scharfer Konkurrenz zu Branchenführer Intel, die zu heftigen Preisschlachten geführt hatte. Intel konnte den Gewinn im vergangenen Jahr mit 3,1 Milliarden Dollar mehr als verdoppeln. Mit Spannung werden nun die Zahlen des deutschen Chipherstellers Infineon am kommenden Montag erwartet. Die Aktie verlor am Freitag um mehr als sieben Prozent.

Auch Sun Microsystems, führender Anbieter von Netzwerk-Großrechnern, musste wegen Wertberichtigungen und Sonderbelastungen den bisher höchsten Quartalsverlust (2,3 Milliarden Dollar) verbuchen.

Dagegen macht der Microsoft-Konzern, der mit Windows den Markt für PC-Betriebssysteme dominiert, weiterhin steigende Gewinne und will erstmals in der Firmengeschichte eine Dividende zahlen. Der Konzern beugt sich damit dem Druck der Aktionäre. Die Ausschüttung – allein Microsoft-Gründer Bill Gates kassiert gut 105 Millionen Dollar – werde vor dem geplanten Aktiensplit im März erfolgen, teilte Microsoft mit. Analysten schließen nicht aus, dass andere Technologieunternehmen dem Beispiel folgen werden. Für das am 31. Dezember abgelaufene zweite Quartal des Geschäftsjahres wies Microsoft einen Gewinnzuwachs von knapp zwölf Prozent auf 2,55 Milliarden Dollar aus, nach 2,28 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum. Der zehnprozentige Anstieg des Umsatzes auf 8,54 Milliarden Dollar lag jedoch knapp unter Analystenprognosen.

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