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Wirtschaft: US-Fluggesellschaft Delta vor der Pleite

Notverkauf von Atlantic Southeast bringt nicht genug Bargeld / Weitere Zusammenschlüsse in der Branche erwartet

Berlin/New York - Die drittgrößte US-Luftfahrtgesellschaft Delta steht erneut kurz vor der Pleite. Das Unternehmen bestätigte am Montagabend in Atlanta Berichte über eine drohende Insolvenz. In einer Mitteilung an die amerikanische Börsenaufsicht SEC hieß es, Delta Airlines könnte sich unter das rettende Dach von „Chapter 11“ des amerikanischen Insolvenzrechts stellen, wenn die Barreserven auf ein „nicht akzeptables Niveau“ sinken sollten. Diese Regel würde Delta eine Fortführung des Geschäfts ermöglichen, ohne seine Gläubiger bedienen zu müssen (siehe Kasten).

Es sei derzeit noch unsicher, ob im Jahresverlauf genügend frisches Geld aufgetrieben werden könne, um dem zu erwartenden Liquiditätsengpass entgegenzutreten. Einen Termin für eine Entscheidung über den möglichen Gang zum Konkursrichter nannte Delta Airlines nicht.

Deltas Probleme sind symptomatisch für die gesamte amerikanische Luftfahrtbranche: Steigende Kerosinkosten, hohe Pensionsverpflichtungen und Überkapazitäten bereiten auch anderen großen Gesellschaften wie United oder Northwest Airlines große Probleme. Die Luftfahrtunternehmen waren nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in eine schwere Krise gerutscht, weil die Buchungszahlen stark zurückgingen. Seit September 2001 bis Ende vergangenen Jahres hat die Branche nach Angaben des Weltluftfahrtverbandes IATA einen Verlust von mehr als 35 Milliarden Dollar gemacht. Der größte Anteil entfällt auf die US-Linien. Einige von ihnen, darunter die zweitgrößte Linie United, fliegen nur noch unter dem Gläubigerschutz des Chapter 11 weiter.

Delta hatte im vergangenen Herbst den Konkurs nur durch einen Sanierungsplan abwenden können. Er sah bis 2006 Einsparungen in Höhe von fünf Milliarden Dollar vor. Doch das allein scheint nicht mehr zu reichen, um das Überleben zu sichern. Und auch der Verkauf der Regionalfluggesellschaft Atlantic Southeast Airlines an die Sky-West Airlines, den Delta soeben bekannt gab, rettet das Unternehmen nicht. Der Preis von 425 Millionen Dollar reiche „bei weitem“ nicht aus, um die Barreserven so weit aufzustocken, dass ein Insolvenzverfahren verhindert werden könne, teilte Delta mit.

Belastet wird das Unternehmen vor allem durch das teure Kerosin. Der Aufwand dafür erhöhte die Kosten im laufenden Jahr um 875 Millionen Dollar. Zwei Milliarden Dollar seien im laufenden Jahr zudem für den Schuldendienst und andere Verpflichtungen fällig, hieß es bei der Gesellschaft. Der Bargeldbestand betrage jedoch nur 1,7 Milliarden Dollar.

Am interkontinentalen Streckennetz von Delta wird sich voraussichtlich auch künftig wenig ändern. „Wir haben keine Informationen über Flugeinschränkungen in Deutschland“, hieß es bei der deutschen Servicestelle. Zu weiteren Auskünften war das Unternehmen nicht bereit.

Es gebe keine einzige US-Fluggesellschaft, die kommerziell erfolgreich sei, sagte Jürgen Pieper, Luftfahrt-Analyst beim Bankhaus Metzler. Grund seien oft nicht externe Faktoren wie teures Kerosin, sondern Managementfehler. „Den US-Luftfahrtgesellschaften fällt zum Thema Kostensenkung nichts ein, außer die Preise zu senken und jedes Jahr Tausende von Leuten rauszuschmeißen“, sagte er. „Das reicht aber nicht.“ /Anbieter wie Delta müssten – nach dem erfolgreichen Vorbild der Lufthansa – versuchen, durch Zusammenarbeit mit anderen Fluglinien leistungsfähiger zu werden und durch die stärkere Konzentration auf zahlungskräftige Kunden den Umsatz zu verbessernPieper geht davon aus, dass nicht alle US-Gesellschaften überleben werden. „Ich rechne mit weiteren Zusammenschlüssen.“

Auch die Lufthansa leidet unter hohen Kerosinpreisen, allein im ersten Halbjahr sind sie um knapp 42 Prozent oder 1,1 Milliarden Euro gestiegen. Trotzdem verbucht der Konzern steigende Gewinne. Denn im Gegensatz zu den meisten US-Luftfahrtgesellschaften hat sich der deutsche Konzern gegen Preisschwankungen gut geschützt: 90 Prozent der Treibstoffkosten sind durch spezielle Kontrakte abgesichert. „Wir haben eine sehr konservative Sicherungspolitik und werden diese auch beibehalten“, sagte ein Unternehmenssprecher. Zudem hat die Lufthansa als europäische Airline einen Währungsvorteil gegenüber der US-Konkurrenz. Lufthansa macht einen Großteil des Geschäfts in Euro – der im Verhältnis zum Dollar deutlich teurer ist –, bezahlt ihr Kerosin aber in Dollar. Darum hat sie im Vergleich zur US-Konkurrenz einen Vorteil. Allein im ersten Halbjahr hat der Konzern durch diesen Währungseffekt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 46 Millionen Euro gespart, sagte der Sprecher.

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