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Wirtschaft: US-Immobilienmarkt: Platz frei für die deutschen Banken

In den 80er Jahren griffen japanische Banken nach dem US-amerikanischen Immobilienmarkt, vergaben aggressiv Kredite - und verbrannten sich die Finger. Jetzt versuchen deutsche Banken ihr Glück im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

In den 80er Jahren griffen japanische Banken nach dem US-amerikanischen Immobilienmarkt, vergaben aggressiv Kredite - und verbrannten sich die Finger. Jetzt versuchen deutsche Banken ihr Glück im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Es sieht so aus, als ob sie es besser machen. Die Hypovereinsbank führt die wachsende Gruppe deutscher Banken an, die in den USA große Grundstücksgeschäfte finanzieren. Ihr Name findet sich als Schriftzug auf dem Trump World Tower, der gerade in der Nähe der Vereinten Nationen in New York gebaut wird. Die Bank finanzierte auch den Kauf und die Renovierung des Chrysler Buildings und des Rockefeller Centers durch den Bauträger Tishman Speyer Properties. In allen Fällen kam die Bank dadurch zum Zuge, dass sie mit Wall Street-Investmentbanken zusammenarbeitete.

Wie andere deutsche Kreditgeber auf dem US-Markt versucht auch die Bayerische Hypovereinsbank ihre Kredite auf Objekte mit geringem Risiko in erstklassigen Lagen in den größten Städten der USA zu beschränken. Daduch soll das Risiko begrenzt werden, dass über sie die gleiche Katastrophe hereinbricht wie über die japanischen Geldinstitute. Die größten Banken Japans gewannen durch Preise unter dem Marktniveau Geschäftsvolumen. Dann mussten sie zusehen, wie ihnen die Kredite ausfielen, als der Wert von Immobilien in den USA in den späten 80er Jahren absackte. Derzeit sieht es auf dem Immobilienmarkt auch wieder schlecht aus, genau wie in der US-amerikanischen Wirtschaft insgesamt. Jetzt wird sich herausstellen, ob die deutschen Banken bei der Kreditvergabe wirklich so umsichtig waren, wie sie immer wieder behaupten.

Die Hypovereinsbank beharrt darauf, dass sie nicht das gleiche Schicksal ereilen wird wie die Japaner. "Ich denke, wir werden sehr gut über diese Phase kommen", sagt Andreas Veith, der Chef des US-Immobiliengeschäfts der Bank. "Denn wir waren immer vorsichtig und haben nie Gebäude mit vielen Mietern aus der New Economy oder der Telekom-Branche ausgesucht." Das Immobiliengeschäft mit Firmenkunden leidet vor allem im Silicon Valley, San Francisco und Teilen von Boston und New York, in denen sich Technologie-Firmen drängen.

In ihrem Heimatmarkt hat die Hypovereinsbank weniger Sorgfalt walten lassen. Einer ihrer Vorgänger, die Bayerische Hypo-Bank, vergab hohe Kredite an Bauträger in den neuen Bundesländern, wo die Wiedervereinigung einen kurzlebigen Immobilien-Boom auslöste. Beim nachfolgenden Crash musste die Hypovereinsbank, die bei einer Fusion im Jahr 1998 entstand, ihre Kreditbestände um 3,5 Milliarden Euro im Wert berichtigen - und die Hälfte der Vorstände verlor ihren Job.

Immobilien-Analysten behaupten, die deutschen Kreditinstitute hätten eine gute Chance, die Schwäche der US-Wirtschaft - die sie im Übrigen als gesund bezeichnen - heil zu überstehen. "Wir waren mit 95 Meilen pro Stunde auf einem Highway unterwegs und haben jetzt auf das Tempolimit abgebremst", sagt Maria Sicola, Senior Analyst bei der Immobilien-Dienstleistungsgruppe Cushman & Wakefield.

Die Show machen Amerikaner

Der Vorstoß der deutschen Banken auf den US-Immobilienmarkt unterscheidet sich von dem der Japaner dadurch, dass die Deutschen erfahrene US-Banker einstellten und sie die Show veranstalten ließen, sagt Warren Bernstein, Partner in der Anwaltskanzlei Kaye Scholer, der mit mehreren deutschen Banken bei Transaktionen zusammengearbeitet hat. Die deutschen Banken mussten sich auf keine großen Risiken einlassen, um Marktanteile zu gewinnen. Denn US-Banken überließen ihnen teilweise das Feld, weil sie sich aus dem Kreditgeschäft zurückzogen und auf das Investment-Banking konzentrierten. Wells Fargo, Fleet Bank und die Bank of America sind gegenwärtig die größten Konkurrenten auf dem Markt, aber vor einem Jahrzehnt war die Liste noch viel länger. Veith sagt, seine Bank werde oft durch ortsansässige Investment-Banken zu Transaktionen eingeladen. Diese wollten die Beratungsgebühr verdienen, dabei aber das Kreditbuch von jemand anderem benutzen. Die Hypovereinsbank arbeitete im Fall des Chrysler Buildings mit Lehman Brothers Holdings zusammen, beim Rockefeller-Center mit Goldman Sachs und beim zweiten Trump Tower mit der Deutschen Bank, einer wichtigen Kraft im US-Investmentbanking - seit sie Bankers Trust übernommen hat.

Neben der Hypovereinsbank sind es mehrere Landesbanken, die von den deutschen Kreditinstituten am aktivsten im US-Immobiliengeschäft agieren: die Hessische Landesbank, die Bayerische Landesbank, gefolgt von der Landesbank Baden-Württemberg und der Westdeutschen Immobilienbank. Dann kommen die privatwirtschaftlichen Kreditgeber Deutsche Pfandbriefbank AG (Depfa), die Dresdner Bank und die Commerzbank. Zu Hause in Deutschland denken die Dresdner und die Commerzbank darüber nach, ihre Immobilien-Töchter zusammenzulegen. Dabei wäre es ihnen auch recht, wenn die Deutsche Bank ihr eigenes Hypotheken-Geschäft mit dazugeben würde. Die Gespräche sind nur vorläufig, aber solch eine Fusion würde einen mächtigen Konkurrenten für die Hypovereinsbank schaffen, die derzeit europaweit die höchste Hypothekensumme vergeben hat.

Marcus Walker, Nicole Walter

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