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Wirtschaft: US-Konjunktur: Zinssenkung wird Märkte nicht beflügeln

Mit einer weiteren Zinssenkung wird die US-Notenbank Federal Reserve vermutlich heute auf die anhaltende Wirtschaftsschwäche in den USA reagieren. Händler erwarten eine Rücknahme des Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte.

Mit einer weiteren Zinssenkung wird die US-Notenbank Federal Reserve vermutlich heute auf die anhaltende Wirtschaftsschwäche in den USA reagieren. Händler erwarten eine Rücknahme des Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte. Dass die deutsche Wirtschaft davon rasch profitieren könne, glauben Volkswirte indes nicht. Sie hoffen darauf, dass die Europäische Zentralbank kommende Woche ebenfalls die Zinsen senken wird, um die Konjunktur zu beleben.

Die meisten Beobachter prognostizieren eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte. Das wäre die siebte Reduzierung in diesem Jahr auf dann 3,5 Prozent. Einen deutlicheren Schritt erwarten nur wenige. Denn zum einen wolle die Notenbank mit kleineren Zinssenkungs-Schritten das Ende der Lockerung der Geldpolitik einläuten. Zum anderen könne eine Senkung um einen halben Prozentpunkt als Panik der Fed verstanden werden, dass die Lage schlimmer sei als vermutet. Nur für diesen Fall indes erwartet das Investmenthaus M.M. Warburg eine Wirkung der Zinssenkung auf die Börsen. Auf eine Rücknahme um 0,25 Prozentpunkte hätten sich die Märkte bereits eingestellt. "Ein solches Geschenk ist aber höchst unwahrscheinlich", glauben die Fachleute.

Eine starke Wirkung auf die US-Konjunktur werde der Zinsschritt der Fed nicht haben, vermutet Thomas Mayer, Chefvolkswirt von Goldman Sachs. Die Unternehmen hätten im Boom zuviel investiert, preiswerteres Kapital helfe daher nicht aus der Krise. Als Lokomotive der Konjunktur in Europa taugten die USA daher nicht. Dafür müsse es eine bessere Wirtschaftspolitik geben, insbesondere für die EU-Arbeitsmärkte.

Die Zweifel an einer baldigen Erholung der US-Wirtschaft haben den Euro am Montag trotz geringer Kursabschläge weiter klar über 91 US-Cent gehalten. "Der Dollar ist angeschlagen, aus den USA kommen derzeit fast nur schlechte Nachrichten", sagte ein Händler. Das lag auch an der unerwartet starken Industrieproduktion der Euro-Zone im Juni, sie sei im Monatsvergleich 0,6 Prozent gestiegen nach einem Minus von 0,5 Prozent im Mai, teilte das Statistikamt der Europäischen Union (Eurostat) am Montag in Brüssel mit. Für Deutschland gab es ein Plus von 0,4 Prozent im Monatsvergleich.

Für die deutschen Konjunktur gab es am Montag weitere verhalten positive Zeichen. Die Auftragslage im Bauhauptgewerbe hat sich im Juni bundesweit um 3,6 Prozent verbessert, teilte das Statistische Bundesamt mit. Dennoch korrigierte der Bundesverband deutscher Banken (BdB) seine Prognose für 2001 nach unten. Nur noch um ein bis 1,5 Prozent werde die Wirtschaftsleistung wachsen, erklärte der Verband. Ein Abgleiten in die Rezession sei aber unwahrscheinlich. 2002 sei ein Wachstum von zwei Prozent möglich. Damit einher gehe eine rückläufige Inflation - sie werde auf 2,5 Prozent zum Jahreswechsel sinken, nachdem sie im Mai noch bei 3,4 Prozent lag. Das vermutet auch Bastian Hepperlein von der WestLB. Energie und Lebensmittel seien keine Preistreiber im Euro-Raum mehr. "Daher hat die Europäische Zentralbank (EZB) Spielraum, bis zum Herbst die Leitzinsen um einen halben Prozentpunkt zu senken." Der erste Schritt werde bei der nächsten Sitzung des EZB-Rates am 30. August getan, vermutet er.

brö

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