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Wirtschaft: US-Medienbranche: Kaufzeit für Unternehmen

US-Außenminister Colin Powell beherrscht zwar die Schlagzeilen. Für viele Unternehmen ist jedoch ein anderer Powell weitaus bedeutender: Michael Powell ist nicht nur der Sohn des Außenministers, sondern auch einer der reformfreudigsten Regulierer in den USA.

US-Außenminister Colin Powell beherrscht zwar die Schlagzeilen. Für viele Unternehmen ist jedoch ein anderer Powell weitaus bedeutender: Michael Powell ist nicht nur der Sohn des Außenministers, sondern auch einer der reformfreudigsten Regulierer in den USA. Als Chef der Federal Communications Commission (FCC), der amerikanischen Regulierungsbehörde für Telekommunikation, ist er derzeit dabei, die Medienbranche zu liberalisieren. Mit seinem Plan, einige Eigentumsbeschränkungen für Medienunternehmen abzuschaffen, sieht er sich scharfer Kritik von Seiten der oppositionellen Demokraten, Bürgerinitiativen und Publizistik-Wissenschaftlern ausgesetzt. Das stört den Deregulierer jedoch herzlich wenig. In seiner ersten Pressekonferenz als Vorsitzender der FCC Anfang Februar dieses Jahres hat Powell unmissverständlich seine Ziele formuliert: Er habe "Vertrauen in Deregulierung und Märkte" und sei "aufgrund der historischen Fakten überzeugt, dass die optimalen Bedingungen für Innovation und Unternehmertum Kapitalmärkte und freie Märkte sind."

Der von vielen Experten angemahnte Konsolidierungstrend, den Powells Kurs der Medienbranche ermöglicht, zeigt sich beispielhaft an der Übernahme von Chris-Craft durch Rupert Murdochs Fox Television. Chris-Craft besitzt zehn US-Fernsehstationen. Ende Juli hat Powells Behörde die etwa 4,4 Milliarden Dollar schwere Transaktion genehmigt, durch die Murdochs News Corporation, zu der Fox gehört, in den USA nunmehr 32 Fernsehsender mit einem Marktanteil von 41 Prozent besitzt.

Die Übernahme verstößt gleich gegen mehrere bislang gültige FCC-Regeln: Danach ist der Marktanteil eines Unternehmens im TV-Bereich auf maximal 35 Prozent beschränkt. Der Besitz von Zeitungen und Fernsehsendern in demselben Markt ist verboten. Nach dem Deal gehören Fox nicht nur 41 Prozent des Marktes, sondern auch zwei TV-Stationen und eine Zeitung in New York. Die FCC hat News Corporation zwei Jahre Zeit gewährt, um den so genannten Über-Kreuz-Besitz von Zeitung und Fernsehsender aus der Welt zu schaffen. Beobachter gehen allerdings davon aus, dass Powell die Regel innerhalb dieser Frist ganz abschaffen wird. Powells hofft zudem, dass ein anhängiges Gerichtsverfahren dafür sorgen wird, dass die Beschränkung des Marktanteils aufgehoben wird.

Die teilweise Jahrzehnte alten Regeln entsprechen nach Einschätzung von Experten schon längst nicht mehr den Erfordernissen. "Ob die Leute es mögen oder nicht: Die Medienunternehmen werden immer größer und brauchen große Ressourcen, um im globalen Medienmarkt bestehen zu können", meint Adam Thierer, Telekommunikationsexperte im Cato Institute. Medienunternehmen argumentieren schon lange, dass sie eine kritische Masse brauchen, um den Wettkampf mit Riesen wie AOL Time Warner aufnehmen zu können. Würden die Eigentumsvorschriften grundlegend geändert, befürchten Verbraucherschützer einen drastischen Anstieg der Preise für private Fernsehsender und Zeitungen. Zudem argumentieren sie, gefährde eine zunehmende Konzentration in der Medienbranche die Meinungsvielfalt.

Powells ambitionierten Deregulierungsplänen könnte jedoch ein Mann einen Strich durch die Rechnung machen: Ernest Hollings, demokratischer Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses im Senat. Hollings ist ein erwiesener Gegner von Deregulierungen und hat bereits eine Gesetzesinitiative eingebracht, die die FCC dazu verpflichtet, jede beabsichtigte Regeländerung vor dem Wirtschaftsausschuss zu rechtfertigen und 18 Monate auf die Entscheidung zu warten.

lou

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