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Wirtschaft: US-Notenbank Fed erhöht erneut die Zinsen

Präsident Alan Greenspan dämpft die Angst vor einem Ende des amerikanischen Aufschwungs – und beruhigt die Börsen

Berlin Die amerikanische Notenbank Federal Reserve hat am Dienstag erneut die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte angehoben. Der Offenmarktausschuss teilte in Washington mit, die Geschäftsbanken könnten sich nun für einen Zinssatz von 1,5 Prozent Geld bei der Zentralbank leihen. Das war der zweite Zinsschritt der Fed binnen sechs Wochen. Überraschend war, wie ihn die Bank unter Präsident Alan Greenspan begründete: Es gebe Hinweise, dass sich das zuletzt schwächere Wachstum in den USA bald wieder beschleunigen werde und man bei weiteren Zinsschritten ein „maßvolles Tempo“ verfolgen könne. An den US-Börsen gab es daraufhin Kursgewinne.

Am 30. Juni hatte die Notenbank die erste Zinsanhebung seit vier Jahren beschlossen. Einen erneuten Schritt hatten die Händler an den Finanzmärkten schon lange einkalkuliert, weil die amerikanische Wirtschaft zu Jahresbeginn einen starken Aufschwung mit 4,5 Prozent Wachstum erlebt hatte. Zudem war die Inflation deutlich angestiegen. In den vergangenen Wochen hatte die US-Wirtschaft aber Anzeichen von Schwäche gezeigt – das Bruttoinlandsprodukt (BIP) war im zweiten Quartal nur noch um drei Prozent gewachsen. Zudem waren die Verbraucher beim Konsum zurückhaltender geworden, und im Juli waren auf dem Arbeitsmarkt nur wenige neue Jobs entstanden. Die Fachleute hatten daher mit Spannung erwartet, ob Alan Greenspan ein weiteres Abflauen des Wachstumstempos signalisieren würde.

Der 78-Jährige Währungshüter und sein Ausschuss erklärten aber, das schwächere Wachstum und die schlechteren Arbeitsmarkt-Daten seien vermutlich eine Folge der erheblich höheren Energiepreise. Es gebe Hinweise darauf, dass das Wachstum wieder „kräftiger“ ausfallen werde. Die Fed-Experten erwarteten, dass die Inflation „relativ gering“ bleibe und die Geldpolitik auf einem expansiven Kurs fortfahren könne. Allerdings unterstrich die Fed, dass sie reagieren werde, sobald sich die Lage ändere.

Der Börsen-Leitindex Dow Jones reagierte auf die Fed-Entscheidung zunächst mit Verlusten, später gewann er deutlich mehr als ein Prozent hinzu. An der Technikbörse Nasdaq waren es sogar nahezu zwei Prozent. Auch der Dollar gewann gegenüber dem Euro an Wert. Die Börsen dürften nun Vertrauen gewinnen, was die zuletzt stark schwankenden Kurse etwas stabilisieren würde. Die deutsche Börse war am Dienstag noch von einem nervösen Handel geprägt. Der Dax pendelte um seinen Vortagesschluss von 3690 Punkten, erst positive Nachrichten über das amerikanische Produktivitätswachstum sorgten für steigende Kurse.

Händler sagten nach der Entscheidung, dass dies wohl die letzte Aktion der Fed vor den Präsidentschaftswahlen im November gewesen sei. Erst Ende des Jahres werde es weitere Schritte geben. „Angesichts der wenigen neuen Arbeitsplätze, die in der US-Wirtschaft zuletzt geschaffen wurden, muss die Geldpolitik das Investitionsklima weiter positiv beeinflussen“, sagte Bastian Hepperle, Volkswirt bei der WestLB. Sollte sich die US-Konjunktur tatsächlich robust zeigen, wäre das auch für Deutschland eine gute Nachricht. Der exportgestützte Aufschwung hier zu Lande hängt stark von den Bestellungen aus den USA ab.

Etwas entspannt hat sich derweil die Lage auf dem Ölmarkt; in London und New York sanken am Dienstag die Preise leicht. Am Vorabend war Opec-Öl zum ersten Mal über die Marke von 40 Dollar geklettert. Unterdessen setzte sich das Justizchaos um den größten russischen Ölkonzern Jukos fort. Das Moskauer Justizministerium vollzog erneut eine Kehrtwende und fror die Aktien der Jukos-Produktionstochter Yuganskneftegas wieder ein. Ein Schiedsgericht hatte dies am Freitag zunächst untersagt.

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