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Wirtschaft: US-Unternehmen vergrößern den Vorsprung

Bei den Gewinnerwartungen kommt die europäische Konkurrenz nicht mehr mit

New York/Düsseldorf (ank/som/hus/HB). Amerikanische Unternehmen vergrößern ihren Vorsprung gegenüber ihrer Konkurrenz. Während USFirmen das größte Gewinnplus seit dem Wirtschaftsboom im Jahr 2000 verzeichnen, stagnieren Europas Unternehmen. In den USA sind die Experten mit der Bilanzsaison mehr als zufrieden „Die wirtschaftliche Erholung ist angekommen, und es zeigt sich, dass sie wesentlich gesünder und stärker ist als angekündigt“, sagt Chefökonom Sung Won Sohn von der US-Bank Wells Fargo. Seine Kollegen äußerten sich ähnlich. Die Lage ist nach den Worten von Fred Dickson vom Bankhaus D.A. Davidson „definitiv besser als vor einem Jahr“.

Nachdem mehr als 60 Prozent der 500 größten börsennotierten US-Unternehmen berichtet haben, liegt das Gewinnwachstum nach Berechnungen des Finanzdienstleisters Thomson First Call bei 19 Prozent. „Am Ende dürfte das Plus bei 21 Prozent liegen“, sagt First-Call-Research-Chef Chuck Hill dem Handelsblatt. Zu Beginn der Berichtssaison war ein Plus von 18 Prozent erwartet worden.

Im gerade angelaufenen vierten Quartal dürften die guten Zahlen noch einmal übertroffen werden. Darauf deuten die fast durchweg positiven Ausblicke der Firmen hin. Wall-Street-Analysten rechnen durchschnittlich mit einem weiteren Plus von 22,6 Prozent, Chuck Hill sogar mit über 25 Prozent. „Es ist aber verwegen anzunehmen, dass sich die aktuellen Wachstumsraten über eine längere Zeit halten lassen“, meint Tobias Levkovich von Citigroup Smith Barney. Der Chefstratege sieht im kommenden Jahr ein Plus von elf Prozent.

Ernüchternd läuft die Berichtssaison dagegen in Europa und Asien an. Unternehmen wie Sony, Daimler-Chrysler und STMicro, Europas größter Chiphersteller, verdienten sogar weniger als im Vorjahreszeitraum. Marktbeobachter rechnen kaum mit Besserung im vierten Quartal. Carsten Klude von der Bank M.M. Warburg geht davon aus, dass der zuletzt wieder gestiegene Euro etlichen Unternehmen das vierte Quartal verhagelt. Besonders die Branchen Automobil und Chemie leiden unter dem starken Euro, der seit September erneut zehn Prozent an Wert gegenüber dem Dollar gewonnen hat und damit die Exportbedingungen erschwert. „Europäische Unternehmen können der Dynamik in den USA nicht folgen. Die Schere zwischen Stagnation und Aufschwung öffnet sich immer weiter“, sagt Klude.

Für die Unternehmen im Deutschen Aktienindex (Dax) werden nach Berechnungen des französischen Finanzdatenanbieters JCF zwar Gewinnsteigerungen im laufenden Jahr von 60 Prozent erwartet. Allerdings sind diese Zahlen verzerrt, weil viele Unternehmen, wie etwa Allianz, auf Grund der geringen Ausgangsbasis um mehrere 100 Prozent zulegen, ohne an frühere Zeiten anzuknüpfen. Für 2004 prognostiziert JCF, wo die Schätzungen der Investmenthäuser zusammenlaufen, ein Plus von 40 Prozent für die Dax-Firmen. Angesichts des starken Euro und der konjunkturellen Risiken ist Stratege Klude allerdings „sehr skeptisch, dass dies erreicht wird“.

Die Börsianer sind skeptisch

An den internationalen Aktienmärkten forschen Marktstrategen allerdings zunehmend nach Anzeichen für eine einsetzende Kurskorrektur. „Zum Ende des Monats Oktober hin werden die Märkte weiterhin nach unten tendieren“, sagt ein technische Analyst der Vermögensverwaltung Prudential Securities, aber er glaubt, dass sie sich zum Jahresende noch einmal erholen. Auch 2003 sei wieder eine Jahresendrallye zu erwarten.

Das Aktienresearchteam des Finanzinformationsdienstes Standard&Poors erwartet in den nächsten Tagen Kurseinbrüche mit späterer Erholung. Der Bullenmarkt sei noch nicht zu Ende.

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