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Wirtschaft: USA ärgern sich über Europa

Wirtschaftspolitik belaste auch US-Konjunktur

Washington - Die Regierung von Präsident Barack Obama schiebt Europa zumindest Mitschuld am trägen Aufschwung in den USA zu. Die Vereinigten Staaten hätten während der Krise „einige schwere Entscheidungen“ zur Stabilisierung des Finanzsystems getroffen und die Konjunktur auf Erholungskurs gebracht, sagte Regierungssprecher Robert Gibbs am Wochenende. „Europa hat, offen gesagt, nicht so viel getan. Und das hat ohne Zweifel unser Wachstum gehemmt und beeinträchtigt das weltweite Wachstum.“ Mitverantwortlich sei daneben die Schuldenkrise in Europa. „Wir erleben zweifellos Gegenwind“, sagte Gibbs. „Was in Europa geschah, was in Griechenland Ende des Frühlings passierte, hat diesen Gegenwind zu einem großen Teil mitverschuldet.“  

Am Freitag hatten neue Konjunkturdaten für Ernüchterung gesorgt. Im zweiten Quartal wuchs die amerikanische Wirtschaft lediglich um 2,4 Prozent nach 3,7 Prozent im ersten Quartal. Experten erwarten, dass das Wachstum im dritten Quartal noch einmal schwächer ausfällt.

Obama hatte zum Gipfel der 20 größten Wirtschaftsmächte Ende Juni davor gewarnt, angesichts einer nicht stabilen Weltwirtschaft Konjunkturprogramme vorschnell zu beenden und Haushaltsdefizite zu rasant abbauen zu wollen. Er zeigte sich „besorgt“, dass in einigen Überschuss-Ländern – vor allem China und Deutschland – die Binnennachfrage schwach und die Abhängigkeit von Ausfuhren zu groß sei. Der Gipfel einigte sich dann auf „wachstumsfreundliche“ Strategien zur Verringerung der Defizite in den Industrieländern der Gruppe.

Auch die US-Notenbank hatte in jüngster Zeit die europäische Schuldenkrise als eine der Ursachen für die zunehmenden Konjunkturprobleme der größten Volkswirtschaft der Welt genannt. Die Fed hatte unlängst ihre Wachstumsprognose für 2010 auf zwischen drei und 3,5 Prozent nach unten korrigiert. Grund seien auch „erwartete Auswirkungen von Entwicklungen im Ausland auf US-Finanzmarkt und Wirtschaft“.

Notenbankchef Ben Bernanke hatte die Wirtschaftsaussichten erst kürzlich als „ungewöhnlich ungewiss“ bezeichnet und angedeutet, dass die Fed die Konjunktur auch noch eine ganze Zeit mit billigem Geld stützen müsse. Er sprach sich zudem dafür aus, Konjunkturprogramme nicht vorschnell zu beenden. Die Arbeitslosenquote beläuft sich noch immer auf 9,5 Prozent, und eine spürbare Besserung ist nicht in Sicht. Angesichts der Blockade der Republikaner stecken Regierungsinitiativen zur Schaffung von Arbeitsplätzen im Kongress fest. Geplant waren unter anderem der Bau von Straßen und Hilfen für klamme Behörden, damit diese keine Lehrer und Polizisten entlassen müssen – nun drohen in den kommenden Monaten Hunderttausende von Kündigungen. dpa/rtr

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