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Wirtschaft: USA: Zinssenkung in den Vereinigten Staaten erwartet

Nach der deutlichen Warnung von US-Notenbankchef Alan Greenspan vor einer Abkühlung der US-Wirtschaft rechnen Experten mit einer erneuten Zinssenkung in den USA. Damit erhielten auch Spekulationen Nahrung, die Europäische Zentralbank (EZB) könnte ihre Zinspolitik überdenken.

Nach der deutlichen Warnung von US-Notenbankchef Alan Greenspan vor einer Abkühlung der US-Wirtschaft rechnen Experten mit einer erneuten Zinssenkung in den USA. Damit erhielten auch Spekulationen Nahrung, die Europäische Zentralbank (EZB) könnte ihre Zinspolitik überdenken. Vertreter der EZB dämpften diese Spekulationen, bekräftigten jedoch die Erwartung abnehmender Preisrisiken in Europa. Bundesbank-Präsident Ernst Welteke sagte beim Weltwirtschaftsforum in Davos, selbst wenn die US-Notenbank ihre Leitzinsen kommende Woche erneut senke, würde dies die Europäische Zentralbank nicht unter Druck setzen. Chef-Volkswirt Otmar Issing sagte dagegen, dass die derzeit über der Richtmarke von zwei Prozent liegende Preissteigerung vorübergehend sei und bald wieder sinken dürfte.

US-Notenbankpräsident Alan Greenspan hatte mit der Aussage, das Wachstum in den USA habe sich dramatisch abgeschwächt und liege jetzt "fast bei null", Hoffnungen auf eine weitere Zinssenkung in den Vereinigten Staaten genährt. Finanzexperten werteten seine Aussage als starkes Zeichen für einen entsprechenden Schritt.

Auch Elga Bartsch von Morgan Stanley Dean Witter in London rechnet mit einer Zinssenkung in den Vereinigten Staaten um 50 Basispunkten, wie sie dem Tagesspiegel sagte. Zuletzt hatte Greenspan Anfang Januar die Zinsen um ebenfalls 50 Basispunkte auf sechs Prozent gesenkt. "Auch die EZB wird noch im ersten Quartal die Zinsen um 0,25 Basispunkte senken", sagte Bartsch. Als Begründung nennt die Ökonomin das verlangsamte Wirtschaftswachstum in Europa und die weitgehende Preisstabilität im Euro-Raum. Derzeit liegt der EU-Leitzins bei 4,75 Prozent.

Die starke Konjunkturabschwächung in den USA werde Europa nicht unberührt lassen, sagte sie weiter. Sie rechnet für die Euro-Zone für dieses Jahr mit einem Wachstum von 2,3 Prozent und für Deutschland von 2,1 Prozent. Die US-Wirtschaft wird nach ihrer Prognose 2001 nur um 1,1 Prozent wachsen. "Wir liegen damit deutlich schlechter als der Durchschnitt der Prognosen." Ihrer Ansicht nach ließen die hohen Energiepreise in den USA, die eingeschränkte Kreditvergabe und die Korrekturen bei vielen IT-Unternehmen keine andere Einschätzung zu. Damit sei aber auch klar, dass Europa trotz eines schwächeren Wachtums zum führenden Wirtschaftsraum in der Welt aufgestiegen sei. Den Euro sieht sie deshalb auf dem aufsteigenden Ast. "Bis Jahresmitte können wir die Parität erreichen."

Auch Hans-Jürgen Meltzer von der Deutschen Bank Research in Frankfurt am Main sieht gute Chancen für die Europäische Währung. Auch er sieht die Parität bald erreicht. "Ein stärkerer Euro, eine schwächere Nachfrage aus den USA und aus Drittländern wird aber die Konjunktur in Europa belasten", sagt er. Dies habe die Bank schon in ihre Prognosen für dieses Jahr eingerechnet. Insgesamt geht die Bank für das Jahr 2001 von einem Wachstum von 1,8 Prozent in den Vereinigten Staaten, von 2,7 Prozent in der Euro-Zone und von 2,5 Prozent in Deutschland aus.

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