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Wirtschaft: Vattenfall macht auch das Heizen teurer

Preis für Fernwärme steigt um vier Prozent

Berlin - Nicht nur der Strom, auch die Heizung wird für Berliner Haushalte teurer. Der Energiekonzern Vattenfall erhöht zum 1. April die Preise für Fernwärme um vier Prozent. Betroffen sind rund 600 000 Wohnungen, die zentral mit Fernwärme beheizt werden. Die Preissteigerungen treffen zwar zunächst die Vermieter, darunter die großen Wohnungsbaugesellschaften. Diese geben die Erhöhungen über die Heizkostenabrechnungen aber zeitversetzt an die Mieter weiter. „Die meisten Mieter werden im nächsten Jahr wieder Nachzahlungen leisten müssen“, warnte Ulrich Ropertz, Sprecher des Deutschen Mieterbundes (DMB). Bereits vor einem Jahr hatte die Bewag, die jetzt Vattenfall heißt, die Preise für Fernwärme um vier Prozent erhöht.

Vattenfall-Sprecher Olaf Weidner nannte die jetzt anstehende Preiserhöhung „moderat“. Sie sei nötig, weil die Kosten für leichtes Heizöl und Gas, die in den Kraftwerken zu Strom und Heizenergie verfeuert werden, gestiegen sind. Bernd Ruschinzik von der Verbraucherzentrale Berlin kritisiert die erneute Preiserhöhung dagegen als „extrem ärgerlich“. „Vattenfall wirbt im Internet mit der Preisstabilität für Fernwärme, und jetzt das“, sagte der Energieexperte dem Tagesspiegel. „Warum greift Vattenfall nicht auf preiswertere Energiequellen zurück, um Fernwärme zu erzeugen?“

Ruschinzik forderte die Vermieter auf, die Preiserhöhung nur unter Vorbehalt zu zahlen und Vattenfall um eine detaillierte Aufschlüsselung der Kosten zu bitten. „Sollten später die Gerichte die Preiserhöhung für unwirksam erklären, wären die Vermieter sonst möglicherweise gegenüber ihren Mietern schadenersatzpflichtig“, meinte der Jurist und verwies auf Parallelen zum Gasbereich. Nachdem die Gasversorger in den vergangenen Monaten die Gaspreise wiederholt heraufgesetzt hatten, haben viele Verbraucher mit Unterstützung der Verbraucherzentralen Sammelklagen eingereicht und eine Kostenaufstellung verlangt. Im Verfahren gegen die Berliner Gasag findet die mündliche Verhandlung am 10. April vor dem Landgericht Berlin statt.

Aber nicht nur Fernwärme wird teurer, auch Besitzer von Nachtspeicherheizungen müssen demnächst tiefer in die Tasche greifen. Vattenfall erhöht nach eigenen Angaben den Preis für Nachtspeicherstrom ab dem 1. Mai von 5,7 Cent pro Kilowattstunde auf 6,5 Cent pro Kilowattstunde. Der Grundpreis bleibt gleich. In Berlin heizen noch rund 20 000 Haushalte mit Nachtspeicher-Heizungen.

Die Energiekosten steigen bereits seit einiger Zeit. Mieter werden daher nicht nur im nächsten, sondern auch schon in diesem Jahr mit kräftigen Nachzahlungen rechnen müssen, sagte DMB-Sprecher Ropertz dem Tagesspiegel. So habe sich Öl im vergangenen Jahr um 32 Prozent, Gas um zehn bis 15 Prozent verteuert, „das muss jetzt von den Mietern bezahlt werden“, warnte Ropertz. Die meisten Vermieter rechnen die Heizkosten nach dem Kalenderjahr ab.

Zu den höheren Heizkosten kommen auch noch steigende Strompreise hinzu. Zum 1. Mai erhöht Vattenfall wie bereits angekündigt die Stromtarife. Die amtlichen Tarife „Berlin Klassik“ (Privatkunden) und „Berlin Profi“ (Gewerbekunden) werden um 5,2 Prozent beziehungsweise 5,8 Prozent teurer, „Multiconnect“, „Berlin Klassik plus“ und „Berlin Profi plus“ um durchschnittlich acht Prozent.

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