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Wirtschaft: Verdi will Proteste bei der Telekom ausweiten

Gewerkschaft gegen Auslagerung von 50 000 Stellen

Bonn - Flächendeckende Streiks kann es bei der Deutschen Telekom bereits in eineinhalb Wochen geben. Davon geht Lothar Schröder, Verhandlungsführer der Gewerkschaft Verdi und Telekom-Aufsichtsrat, aus. „Wir steuern auf eine Arbeitsniederlegung zu“, sagte er dem Handelsblatt am Sonntag. Die Gewerkschaft wehrt sich gegen die geplante Auslagerung von 50 000 Mitarbeitern in neue Tochtergesellschaften und will diese Woche erneut zu Warnstreiks aufrufen. Im Fokus der Aktionen dürfte auch die Hauptversammlung der Telekom am Donnerstag stehen.

Ein letztes Angebot des Konzerns für eine Einigung war vergangene Woche zurückgewiesen worden. Die Gewerkschaft bezeichnete die verlangten Einschnitte bei den Gehältern als zu hoch. Telekom-Chef René Obermann könne „keine beliebige Opferbereitschaft der Beschäftigten“ erwarten, sagte Schröder. An der Streikbereitschaft gebe es keine Zweifel. Es wäre der erste große Arbeitskampf in der Telekomgeschichte.

Die Große Tarifkommission von Verdi hat sich bereits gegen das Angebot der Konzernführung ausgesprochen. „Die Mitglieder der Tarifkommission unterstützen das Vorgehen der Verhandlungskommission, das Angebot der Telekom zurückzuweisen“, sagte der Verdi-Streikleiter Ado Wilhelm, der Nachrichtenagentur dpa. Das Votum der knapp 60 Mitglieder sei einstimmig gefallen. „Wir lassen uns von dem Unternehmen nicht unter Druck setzen.“ Eine formelle Entscheidung will das Gremium am kommenden Freitag fällen. Dann würde die Urabstimmung eingeleitet.

Ein Telekom-Sprecher lehnte einen Kommentar zu dem Votum der Großen Tarifkommission Verdis ab. Er verwies auf das bis Mittwoch befristete Angebot. Unterdessen kritisierte Telekom-Chef Obermann in der „Welt am Sonntag“, dass die Gewerkschaft die Verhandlungen abgebrochen hat. „Wir haben für die Mitarbeiter ein langfristiges Ziel, das heißt: Arbeitsplätze sichern. Verdi hat ein kurzfristiges Ziel, das heißt: Besitzstände wahren. Ganz ehrlich, das finde ich verantwortungslos.“ In Einzelgesprächen mit führenden Gewerkschaftern habe sich gezeigt, dass die Arbeitnehmervertreter durchaus die Argumente für die Auslagerung verstehen würden.

Der Bund hält noch mehr als 30 Prozent der Telekom-Aktien. „Der Bund darf nicht nur die Höhe der Dividende sehen, sondern muss auch die soziale Ausgewogenheit bei der Telekom im Blick haben. Die Beschäftigten erwarten daher, dass die Bundesregierung mäßigend auf das Management einwirkt, um von der Konfrontation wieder zu einem Dialog zurückzukehren“, forderte Verdi-Chef Frank Bsirske in der „Welt am Sonntag“. dpa/HB

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