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Wirtschaft: Verkaufswelle erreicht die Blue Chips

Berlin (Tsp). Kursverluste bei den Technologiewerten haben den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag unter Druck gesetzt.

Berlin (Tsp). Kursverluste bei den Technologiewerten haben den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag unter Druck gesetzt. Besonders Verluste der SAP-Aktien drückten den Dax um 1,71 Prozent nach unten. Zum ersten Mal seit Jahren ist der Software-Konzern SAP wieder in die Verlustzone geraten. Daraufhin stürzte die Aktie zeitweise um ein Fünftel ab. Am Ende ging SAP mit minus 13,79 Prozent auf 75 Euro vom Markt. Nach den vorläufigen Zahlen machte SAP im zweiten Quartal 235 Millionen Euro Verlust, gegenüber einem Gewinn von 206 Millionen Euro im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Ursache sei vor allem eine Wertminderung bei Beteiligungen, die das Finanzergebnis mit voraussichtlich 414 Millionen Euro belasten; insbesondere der 20-Prozent-Anteil am US-Unternehmen Commerce One schlug negativ zu Buche. Das operative Ergebnis verringerte sich um rund 23 Prozent auf 326 Millionen Euro. Der Umsatz werde im Gesamtjahr nur noch um fünf bis zehn Prozent wachsen, teilte das Unternehmen mit. Ursprünglich hatte SAP ein Wachstum von 15 Prozent angepeilt. „Unsere Kunden investieren unverändert vorsichtig in Software. Dieses Kaufverhalten sehen wir nun als beständiges Merkmal unseres Marktes an“, teilte Vorstandssprecher Hennig Kagermann mit.

An den wichtigsten Finanzplätzen der Welt standen die Aktienmärkte am Donnerstag weiter unter massivem Druck. Nach dem sehr schwachen Mittwoch büßte die Wall Street auch am Donnerstag zu Beginn weiter ein, erholte sich aber im Verlauf des Handels. Eine strafrechtliche Untersuchung bei dem Telekomkonzern Qwest sowie eine Klage gegen den Ölfeldausrüster Halliburton, dessen ehemaliger Firmenchef Dick Cheney heute US-Vizepräsident ist, hatten am Mittwochabend der Wall Street einen neuen Schock versetzt. Der Dow-Jones-Index war daraufhin zum ersten Mal seit Anfang Oktober 2001 unter 9000 Punkte gefallen. Die Skandalwelle erreicht damit nun offenbar auch die großen Aktienwerte. So sackte der S&P 500-Index, der die 500 größten US-Konzerne abbildet, auf das niedrigste Niveau seit November 1997. Der Index erlebte seinen stärksten Kurssturz seit Wiederaufnahme des Handels nach den Terroranschlägen im September vergangenen Jahres. Am Donnerstag schloss der Dow Jones knapp im Minus, während sich Nasdaq und der S&P leicht verbessern konnten. In Tokio hatte zuvor der Nikkei-Index für 225 führende Werte um 2,48 Prozent nachgegeben.

Die wachsende Sorge um die Qualität der Unternehmensbilanzen belastete am Donnerstag auch den Neuen Markt in Frankfurt. Hinzu kamen deutliche Verluste des Index-Schwergewichts Singulus. Die Aktien gaben bei überdurchschnittlichen Umsätzen um knapp elf Prozent nach. Ein großer Investor habe sich offenbar zurückgezogen, hieß es. Finanzchef Christian Holtmann sagte auf Anfrage, Singulus befinde sich in einem guten Jahr. Er gehe davon aus, dass der Hersteller von Maschinen zur CD- und DVD-Produktion seine Geschäftsziele erreichen werde.

Risikoreiche Finanzanlagen wie Aktien am Neuen Markt haben bei den Deutschen inzwischen schlechte Karten. Nur neun Prozent der Bundesbürger besitzen nach einer repräsentativen Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) Aktien und nur drei Prozent schätzen diese als wichtigste Anlageform ein. Im europäischen Vergleich liegen die Deutschen damit beim Aktienbesitz weit hinter Großbritannien (30 Prozent) und Spitzenreiter Schweden (36 Prozent).

Lebensversicherungen sind der Umfrage zufolge weiterhin die beliebteste Anlageform der Deutschen. 45 Prozent der Bundesbürger besitzen eine solche Kapitalanlage, 28 Prozent sehen diese zudem als wichtigste Anlageform an. In keinem der untersuchten europäischen Ländern nimmt sie als Geldanlage einen höheren Stellenwert ein. Für die Studie wurden im Frühjahr 9373 Personen in zwölf Ländern befragt. Neben Lebensversicherungen stehen bei den Deutschen kurzfristige Spareinlagen wie Sparbuch,und Festgeldkonten hoch im Kurs. In Deutschland verfügten 55 Prozent der Befragten über eine solche Anlageform, im westeuropäischen Durchschnitt sind es 46 Prozent.

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